Palliativmedizinische Leitlinien Erarbeitet im Qualitätszirkel „Palliativmedizin und Hospizarbeit“ in Mainz Angaben zu Dosierungen und Applikationsformen in diesen Leitlinien sind sorgfältig geprüft, ent- binden den Benutzer jedoch nicht davon, sich selbst von der korrekten Indikationsstellung, sowie der Anwendung und Dosierung der Präparate zu überzeugen, insbesondere auch durch Prüfung der Beipackzettel. STAND: 26.8.2009 Inhaltsverzeichnis 1 NOTFALLSITUATIONEN 5 Verhalten bei akuter schwerer Atemnotattacke 5
1.1.2 Allgemeine medikamentöse Maßnahmen: 5 1.1.3 Spezielle medikamentöse Maßnahmen:
1.1.3.1 Spastik 5 1.1.3.2 Ödematöse Schwellung (z.B. allerg. Reaktion, Reizung durch Tubus/Trachealkanüle) 5 1.1.3.3 Lungenödem/Flüssigkeitsüberladung 5 1.2 Behandlung durchbrechender Schmerzen
1.2.2 Patientenkontrollierte Analgesie
1.2.3 Fentanyl-Nasenspray 10 1.2.4 Hydromorphonsaft 10 1.3 Opioidintoxikation 11
1.3.1 Klinik 11 1.3.2 Therapie 11 2 ÜBELKEIT UND ERBRECHEN 12 Pathophysiologie 12 Rezeptoraffinitäten unterschiedlicher Antiemetika Rezeptorspezifische Wirkungen von Antiemetika Domperidon und MCP im Vergleich Therapeutisches Vorgehen 16 Dosierungen 16 SYMPTOMATISCHE THERAPIE DER INOPERABLEN INSTESTINALEN OBSTRUKTION 17 3.1 Wiederherstellung der Passage Abführende Maßnahmen (nicht bei kompletter mechanischer Obstruktion!) 17 3.3 Schmerztherapie 17 Übelkeit und Erbrechen Einige Hinweise zu Darreichungsformen von Medikamenten 18 Literatur 18 HUSTEN 18 Ursachen 18
4.1.1 Tumorbedingt 18 4.1.2 Therapiebedingt 18 4.1.3 Tumorassoziiert 18 4.1.4 Tumorunabhängig 19 4.2 Beispiele für kausale Therapiemöglichkeiten Produktiver Husten 19
4.3.2 Patient kann nicht abhusten: 19 4.4 Hustendämpfung bei trockenem Reizhusten
4.4.1 Relative antitussive Potenz von Opioiden 19 4.4.2 Antitussiva bei Patienten ohne vorbestehende Opioidtherapie
4.4.3 Antitussive Therapie bei Patienten mit vorbestehender Opioidtherapie 21 4.4.4 Therapieresistener Reizhusten
SINGULTUS 21 Ursachen 21
5.1.3 ZNS 21 5.2 Symptomatische Therapie 21 MEDIKAMENTÖSE THERAPIE DER SIALORRHOE Trizyklische Antidepressiva Anticholinergika 22 Botulinumtoxin 22 SCHMERZTHERAPIE 22 Hochpotente Opioide
7.1.3 Buprenorphin (Temgesic bzw. Transtec)
Opioidwechsel 23
7.2.1.1 Wechsel zwischen Morphin, Hydromorphon, Oxycodon, Buprenorphin 23 7.2.1.2 Wechsel zwischen Morphin und Fentanylpflaster/Buprenorphinpflaster 24 7.3 Mitführen von Betäubungsmitteln im Rahmen einer ärztlichen Behandlung 24 7.4 Topische Opioidtherapie NEUROPSYCHIATRISCHE SYMPTOME Angst 26
8.1.1.1 Diazepam (Valium®) 26 8.1.1.2 Lorazepam (Tavor®) 26 8.2 Delir 27
8.2.1.3 Melperon (Eunerpan®) und Pipamperon (Dipiperon®)
8.2.2 Sinnvolle medikamentöse Kombinationen bei Delir mit starker Unruhe 29 8.2.3 Akutes agitiertes Delir
Depression 29
8.3.1.1 SSRI: Sertralin (Zoloft®) und Citalopram (Cipramil®)
Schlafstörungen 30 Antiepileptische medikamentöse Therapie
8.5.1 Antikonvulsiva 30 8.5.1.1 Carbamazepin (z.B. Tegretal®)
8.5.1.4 Phenytoin (z.B. Zentropil®) 32 8.5.1.5 Phenobarbital (z.B. Luminal®)
8.5.3 Antiepileptische Therapie in der Finalphase 33 9 MEDIKAMENTÖSE MAßNAHMEN ZUR PALLIATIVEN SEDIERUNG 33 THROMBOSE (PROPHYLAXE, BEHANDLUNG) Therapie von Thrombosen 34 ASZITES 35 1 Notfallsituationen 1.1 Verhalten bei akuter schwerer Atemnotattacke
Ruhig bleiben – beim Patienten bleiben; Angehörige gegebenen-falls kurz aus dem Zimmer bitten. Patienten aufsetzen bzw. lagern nach Wunsch; Fenster öffnen – Frischluftzufuhr! Evtl. Ventilator. Pulsoxymetrie: Sauerstoffgabe bei Sättigung unter 90% sinnvoll, bei Werten zwischen 90 und 94% fraglich sinnvoll.
Midazolam (Dormicum) 2,5 – 5 mg s.c. oder i.v. , nach
Wirkung titrieren (im Bedarfsfall alle 15 – 30 min wiederholen)
Lorazepam (Tavor expidet) 1 – 2,5 mg sublingual
Morphin bei opioidnaiven Patienten 2,5 – 5 mg s.c./i.v. ,
nach Wirkung titrieren (im Bedarfsfall alle 15 – 30 min wiederho-len)
Morphin bei opioidgewöhnten Patienten initial 5 – 10 mg
s.c./i.v., nach Wirkung titrieren (im Bedarfsfall alle 15 – 30 min wiederholen). Faustregel: 25 – 100% der Vierstundendosis (Bei-spiel: Tagesdosis 540 mg orales retardiertes Morphin; die Vier-stundendosis beträgt 90 mg oral entsprechend 30 mg parenteral, die „Rescue-Dosis“ bei akuter Atemnotsattacke wäre 7,5 – 30 mg Morphin s.c. oder i.v.).
1.1.3.1 Spastik
Beta – 2 – Sympathicomimetikum vorzugsweise über Vernebler, z.B. Salbutamol Inhalations-lösung 1,25 bis 2,5 mg (5 – 10 Tropfen), alternativ Dosieraerosol Terbutalin (Bricanyl) 0,25 – 0,5 mg s.c. (1/2 bis 1 Ampulle)
1.1.3.2 Ödematöse Schwellung (z.B. allerg. Reaktion, Rei- zung durch Tubus/Trachealkanüle)
Infectokrupp Inhal (Inhalationslösung, mit zusätzlichem In-fectokrupp Zerstäubersystem anzuwenden): Standarddos.: 7-14 Hübe (ca. 1-2 ml), entspr. 4-8 mg Epinephrin. B. Be-darf Inhalation wiederholen. Infectokrupp ist bei Raumtem-peratur < 25° C 6 Monate haltbar, im Kühlschrank 18 Mo-nate (Stand 7/2009). Alternativ: Inhalation mit Suprarenin (1:5 mit NaCl 0,9% verdünnt) führt zu rascher Vasokonstriktion und damit Abschwellung [Leitfaden Palliativmedizin 3. Aufl. S. 320]
1.1.3.3 Lungenödem/Flüssigkeitsüberladung
Insofern es sich um ein kardial bedingtes Lungenödem han-delt, kann eine Gabe von Furosemid Erleichterung bringen. Furosemid kann auch subkutan verabreicht werden [Verma AK, da Silva JH, Kuhl DR: Diuretic Effects of Subcutaneous Furose-
mide in Human Volunteers: A Randomized Pilot Study.The Annals of Pharmacotherapy 38:2004, S. 544-9].
1.2 Behandlung durchbrechender Schmerzen 1.2.1 Konventionelle
Eine Schmerztherapie mit einem retardierten Opioid ist immer durch eine Bedarfsmedikation mit einem rasch wirksamen Opioid zu ergänzen. Die Höhe der Einzeldosis entspricht 5 – 15% der Ta-gesgesamtdosis (Portenoy RK. Pharmacologic management of can-cer pain. Semin Oncol 1995; 22(2 Suppl 3):112-120). Als Faustre-gel kann in üblichen Dosisbereichen ein Sechstel der Tagesdosis gewählt werden. In höheren Dosisbereichen kann die Einzeldosis anteilmäßig geringer gewählt werden, um ein zu starkes Anfluten des nicht retardierten Opoids zu vermeiden. Wiederholung der Bedarfsmedikation bei unzureichender Wirkung (Ryan et al. As needed morphine:yes, but at what dose and at what intervall. J Clin Onc 2005;23:3849 – 3852)
Bei subkutaner Gabe nach 30 min (- 45 min)
Bei i.v. Bolusgabe oder i.v. Kurzinfusion nach 10 – 15 min
Bedarfsmedikation mit nicht retardiertem Opioid
Morphin, parenterales Hydromorphon (Dilau-did)
Oxycodon (Oxygesic) Morphin, Oxygesic Fentanyl (Durogesic) Morphin, Actiq*Buprenorphin (Temgesic, Transtec)
*Actiq: Lutschtablette mit 200 bis 1600 ug Fentanyl, Wirkungsein-tritt innerhalb von max. 15 min, keine klare Beziehung zwischen Höhe der Bedarfsdosis und der Tagesdosis (3 Lutschtabletten kos-ten 29,66 Euro, 30 kosten 296,60 Euro, Stand 2005)). Bei der Berechnung der Bedarfsmedikation im Fall einer Therapie mit Fentanylpflaster entspricht beispielsweise ein Durogesic-Pflaster mit 25 ug/h einer Morphin-Tagesdosis von 60 mg, so daß die Höhe der Bedarfsmedikation 10 mg orales Morphin beträgt (orientierend: 50% des numerischen Werts der Stundendosis in ug des Pflasters in mg Morphin) Bei Verwendung von Buprenorphin als Bedarfsmedikation muß berücksichtigt werden, dass sowohl bei oraler wie bei parenteraler Applikation die maximale Wirkung erst nach ca. 1 – 2 Stunden ein-tritt, die Wirkdauer jedoch 6 – 8 Stunden beträgt. Falls im Fall ei-ner Basistherapie mit Buprenorphin aus diesen Gründen Morphin als Bedarfstherapie verwandt wird, sollte für die Berechnung der Einzeldosis ein Verhältnis von 1:100 zu Grunde gelegt werden werden, d.h. 100 mg orales Morphin ensprechen 1 mg Buprenor-phin (PCF 3, 2007). Beispiel: Therapie mit Transtec 70 ug/h = 1,6 mg Buprenorphin /24 h ent-sprechend 160 mg Morphin/24 h. Einzeldosis Morphin als Be-
darfsmedikation: 1/6 von 160 mg = 25 - 30 mg Morphin oral oder 5 – 10 mg Morphin parenteral.
Kostenbeispiel für eine Bedarfsmedikation von 10 mg Morphin bei einer Tagesdosis von 60 mg retardiertem Morphin oder Durogesic 25 ug/h (Stand 1/2008). Präparat Bedarf Kleinste Preis in € Preis in € pro Dosis Kostenbeispiel für eine Bedarfsmedikation mit 40 mg Morphin (Tagesdosis 240 mg retardiertes Morphin oder Durogesic 100 ug/h); Stand 1/2008 Präparat Bedarf Kleinste Preis in € Preis in € pro Dosis 1.2.2 Patientenkontrollierte Analgesie
Bei der Patientenkontrollierten intravenösen Analgesie (PCA) zur Dosisfindung beträgt die Höhe des Bolus 30 – 50 % der infundier-ten Stundendosis mit einer Sperrzeit von 10 min (Jage 2003). Falls die PCA zur Dauertherapie angewandt wird, gelten die o.g. Anhalt-swerte.
1.2.3 Fentanyl-Nasenspray
Rp. 40 mg Fentanylcitrat in NaCl 0,9% ad 10 ml gem. schriftl. Anweisung. 1 Hub (50 ul – cave: Spezialzerstäuber mit definierter Mengenabgabe) = 200 ug Fentanylcitrat Nähere Infos unter: http://www.schmerzzentrumfulda.de/pages/downloads.html
1.2.4 Hydromorphonsaft
Bei höheren Dosierungen von Palladon retard erweist sich die Be-darfsmedikation mit Palladon 1,3 oder 2,6 mg Kps als inpraktika-bel. Alternative ist hier die Verwendung von Hydromorphonsaft 1 % (10 mg/ml): Rp. für 1 x 50 ml Hydromorphonsaft 1,0% Hydromorphon-HCl
1.3 Opioidintoxikation 1.3.1 Klinik 1.3.2 Therapie
≥ 8 / min, Pat. leicht erweckbar und
Falls Atemfrequenz < 8 / min, Pat. nicht erweckbar oder
zyanotisch 1 Ampulle Narcanti (= 1 ml = 0,4 mg Naloxon) auf 10 ml NaCl 0,9 % aufziehen und alle 2 min 0,5 ml i.v. injizieren bis die respiratori- sche Situation zufriedenstellend ist. Achtung: Es kommt nicht auf die Bewusstseinslage an! Komplette Antagonisierung kann zu einem schweren Schmerzsyndrom und körperlichen Entzugserscheinungen führen. Naloxon kann auch i.m. oder s.c. injiziert werden. Wirkdauer nach i.v. Injektion 15 – 90 min (im Mittel 30 min). Quelle: PCF 2 (2002), S. 190 2 Übelkeit und Erbrechen 2.1 Pathophysiologie
Medikamente (Opioide, Digitalis, Zytostatika)
(Herzinfarkt, Gallenkolik, Peritonitis usw.)
(intestinale Obstruktion, Gastrostase – auch
2.2 Rezeptoraffinitäten unterschiedlicher Antiemeti- ka
5HT2-Antagonist 5HT3-Antagonist 5HT4-Agonist
Quellen: PCF 2, S. 109 Promethazine: Mazzocato et al 2000 (Support Care Cancer) Dimenhydrinat: Goodman and Gillman 9. Aufl., S. 588 ff. N.B. Antihistaminika der 1. Generation umfassen die Ethanolamine (u.a. Dimenhydrinat), die Piperazine (z.B. Cyclizin) und die Phenothiazine (z.B. Promethazin); Antihistaminika der 2. Generation sind vor allem die die Piperidine (z.B. Terfenadin); sie haben keine anticholinerge Wirkung
2.3 Rezeptorspezifische Wirkungen von Antiemetika Dopaminrezeptorantagonisten: Zentrale Wirkung in der Area postrema (Chemorezeptortriggerzone) sowie periphere Wirkung durch Förderung der Magenentleerung (Dopaminbremse wird gelöst) 5HT-4 Agonisten wirken direkt exzitatorisch am Magen und Darm (hauptsächlich Dünndarm) 2.4 Domperidon und MCP im Vergleich
Wirkmechanismus Dopaminrezeptorantagonist
NW durch Blockade zentrale Dopaminrezeptoren (Dystone Reaktionen, z.B. Fazialiss-pasmus usw., besonders bei Kindern)
chend. Empfehlung Rote Liste: 3 Einnahme. x 10 – 40 mg. 2.5 Therapeutisches Vorgehen Quelle: Twycross 1998 (European Journal of Palliative Care) a) Schritt 1: Therapie in Abhängigkeit von der vermuteten Ursache: ¾
Magenmotilitätsstörung (z.B. Gastrostase): Metoclopramid
Biochemisch bedingte Reizung der Chemoreceptortriggerzone
(Opioide, Nierenversagen, Hyperkalzämie): Haloperidol als D2-Antagonist ¾
Reizung des Brechzentrums durch Bewegungskrankheiten, erhöh-
ten Hirndruck, mechanischen Ileus: Antihistaminika (H1-Blocker und Acetylcholin-Antagonisten) b) Schritt 2: Reevaluation
Wechsel des First-line-Antiemetikums bei anderer Ursache
sinnvoll z.B. Haloperiodol plus Dimenhydrinat Cave: MCP plus Antihistaminikum/Anticholinergikum (letztere heben prokinetischen Effekt des MCP auf) Cave: Kombination von antidopaminerg wirkenden Substanzen (z.B. MCP plus Haloperidol oder Haloperidol plus Phenothiazine wegen möglicher extrapyramidaler Nebenwirkungen). b) Schritt 3:
5-HT3-Antagonisten in der Palliativmedizin in Ausnahmefällen
2.6 Dosierungen Quellen: Twycross 1998 (European Journal of Palliative Care), PCF 2, Dickman2002 (für Promethazin und Dimenhydrinat s.c.), Rote Liste 2003 (für Dimenhydrinat oral)
Haloperidol p.os oder 1,5 mg oral zur Nacht 3 – 5 mg
Ampulle), 12 mg p.os s.c., 12 – 25 mg p.os
3 Symptomatische Therapie der inoperablen instestinalen Obstruktion 3.1 Wiederherstellung der Passage
Neben mechanisch bedingter Obstruktion können auch Motilitätsstörungen (z.B. im Rahmen einer Peritonealkarzinose ) eine Ileussymptomatik her-vorrufen. Bei einer Obstruktion in Höhe des Duodenums durch ein Pank-reaskarzinom liegt in der Regel ebenfalls eine Motilitätsstörung vor. Moti-litätsstörungen entsprechen in der Regel dem Bild eines inkompletten Ileus. Grundsätzlich sollte bei inkompletten Ileus ein Versuch mit Metoclopra-mid (z.B. Paspertin) unternommen werden (4 stl. 10 mg p.os oder s.c.; Steigerung bis 120 mg/d) (Fainsinger, Spachynski et al. 1994;Twycross 2001). Treten Koliken auf, muß die Therapie beendet werden. Metoclop-ramid nicht mit Butylscopolaminiumbromid (Buscopan) kombinieren! Kortikosteroide können möglicherweise durch eine Reduktion des lokalen Ödems sowohl auf das Darmlumen wie auf das autonome Nervensystem einen positiven Effekt ausüben. EinVersuch mit 10 mg Dexamethason s.c. zusätzlich für drei Tage wird empfohlen, wenn andere Maßnahmen nach 10 Tagen nicht hilfreich sind (Twycross 2001). Über ausgezeichnete pro-pulsive Eigenschaften verfügt auch Erythromycin (4 x 500 mg p.os.). Oct-reotid (Sandostatin) kann mit MCP kombiniert werden. Empfohlen wird ein initialer Bolus von 100 ug – die Wirkung auf die Sekretion ist sehr rasch, so dass eine erste Evaluation möglich ist. Die Höhe der notwendi-gen Tagesdosierungen liegt zwischen 100 – 600 ug. Bei einer Wirkdauer von 6 – 8 Stunden sind sowohl intermittierende s.c. Gaben wie kontinuier-liche Applikation über Pumpe möglich.
3.2 Abführende Maßnahmen (nicht bei kompletter mechanischer Obstruktion!)
Insbesondere wenn eine Obstipation als Mitursache in Frage kommt, kommen in Betracht: Klistiere mit salinischen Präparaten (z.B. Practo-Klyss); Stuhlweichmacher wie Polyethylenglykol (z.B. Movicol 1 – 3 Btl/d) oder Paraffin (z.B. Obstinol mild 30 – 60 ml/d); und als ultima ratio: Amidotrizoesäure (z.B. Gastrografin 50 – 100l) als hochpotentes osmo-tisch wirksames Abführmittel.
3.3 Schmerztherapie
Konstanter Hintergrundschmerz (alle Dosierungen für opioidnaive Patienten!): Morphin (Beginn mit 20 mg s.c./ 24h) - am besten steuerbar! Fentanylpflaster (Beginn mit Durogesic Pflaster 25 ug/h) Buprenorphin (s.l./Pflaster); z.B. Beginn mit Temgesic 3 x 0,2 mg oder Transtec 35 ug/hb)
Darmstimulantien (Prokinetika, stimulierende Laxantien) absetzen Butylscopolaminiumbromid (Buscopan) 40 – 120 - 240 mg/d (s.c., iv.). Bei inkomplettem Ileus sollte die Dosis möglichst niedrig gewählt werden.
3.4 Übelkeit und Erbrechen
Falls Motilitätsstörung vermutet wird:
Falls mechanische Ursache im Vordergrund steht:
Dimenhydrinat (z.B. Vomex) Supp (3 x 150 mg) oder 3 x 50 – 100 mg s.c. Haloperidol (z.B. Haldol): Beginn mit 1,5 – 5 mg p.os oder s.c. (s.c. dop-pelt so wirksam wie p.os), Steigerung bis 20 mg/d) Levomepromazin (z.B. Neurocil) 6,25 – 50mg /d Triflupromazin (z.B. Psyquil) 2 x 1 Supp à 70 mg oder 1 – 3 Ampullen à 10 / 20 mg (stärker sedierend): c)
Falls in erster Linie große Sekretmengen zum Erbrechen führen:
Sekretionshemmung durch Butylscopolaminiumbromid (siehe 2.3. b) bis 200 mg/d (Twycross 2001) oder – bei Ineffektivität durch Ocreotid (San-dostatin) 0,2 – 0,9 mg/d s.c. (schneller Wirkeintritt, größere Effektivität)
3.5 Einige Hinweise zu Darreichungsformen von Medikamenten
Metoclopramid: 10 mg entsprechen in der Regel 30 Tropfen (z.B. Pasper-tin) bzw. 1 Ampulle à 1 ml (cave unterschiedliche Konzentrationen abhän-gig vom Hersteller!) Gastrografin: Fläschchen à 100 ml Dimenhydrinat: Vomex liegt als intravenöse Verabreichungsform (10 ml = 62 mg) und als intramuskuläre Verabreichungsform (2 ml = 100 mg) vor! Haloperidol: 1 Tr. Haldol = 0,1 mg; 1 A Haldol à 1 ml = 5 mg Levomepromazin: 1 A Neurocil à 1 ml = 25 mg; 1 Tr = 1 mg. Octreotid: Sandostatin (Ampullen à 50, 100 und 500 ug, jeweils 1 ml) Butylscopolaminiumbromid: Buscopan Ampullen 1 ml = 20 mg. Orale und rektale Zubereitungsformen (enthalten je 10 mg) haben eine Biover-fügbarkeit von höchstens 10 %. Butylscopolaminiumbromid, Haloperidol und Morphin können in einer Spritzenpumpe gemischt werden (typische Verordnung: Buscopan 60 mg, Haldol 10 mg, Morphin 20 mg). Verdünnung mit Aqua ad injectabilia.
3.6 Literatur
Fainsinger,R.L., Spachynski,K., Hanson,J., and Bruera,E., Symptom con-trol in terminally ill patients with malignant bowel obstruction (MBO), J.Pain Symptom.Manage., 9 (1994) 12-18. Twycross,R., Symptom Management in advanced cancer, Radcliffe medi-cal press, Oxford New York, 2001.
4 Husten 4.1 Ursachen 4.1.1 Tumorbedingt
Endotracheales oder endobronchiales Tumorwachstum
Aspiration (z.B. tracheoösophageale Fistel)
4.1.2 Therapiebedingt
Chemotherapieinduzierte Pneumonitis/-Fibrose
4.1.3 Tumorassoziiert 4.1.4 Tumorunabhängig 4.2 Beispiele für kausale Therapiemöglichkeiten
Lasertherapie bei endobronchialem Tumorwachstum
4.3 Produktiver Husten Patient kann abhusten:
4/d Vernebler mit 2,5 ml NaCl 0,9%, ggf. mit Medikamen-
ten, die die Sputum-Clearance fördern (Cystein-Abkömmlinge, Bromhexin, Salbutamol) • Orale
Patient kann nicht abhusten: 4.4 Hustendämpfung bei trockenem Reizhusten Relative antitussive Potenz von Opioiden1 Antitussiva bei Patienten ohne vorbestehende Opioidtherapie2
1 Alle außer Hydrocodon modifiziert nach OH 2005 Rechnung für Hydrocodon: Lt. Goodmann und Gillman 1995 entsprechen 5 - 10 mg oral Hydrocodon 10 mg Morphin s.c. ; entsprechend 30 mg oral; grob gerechnet also 7,5 mg = 30 mg; 5 mg = 20 mg 2 IFAP Dicodid Ampullen laut IFAP 9/2005 Dicodid Tbl. Support Care Cancer 2001;9:565 – 574 Dihydrocodein nach IFAP 9/2005; dort für Paracodin N vermerkt: 3 x 8 – 24 mg (!) Codein nach Palliative Care Formulary 2 (2002) TMD von Codein laut OH (Oxford Handbook of Palliative Medicine) 2005 4 x 60 mg Lt. Textbook 2004 S. 900 Bevorzugung von Hydrocodein gegenüber Codein, da es weniger Ver-stopfung und Neuropsychologische Nebeneffekte macht. Dextromethorphan
Die folgende Auswahl beschreibt die gängigsten Antitussiva. Wichtig: Dosierung ausreizen! Auswahl nach Nebenwirkungen.
Hydrocodon Dicodid Ampullen à 15 mg ½ - 1 Ampulle s.c. (7,5 – 15 Keine Angaben mg) Zwei bis dreimal täglichDextrometorphan (D-Isomer von Levorphanol) Hustenstiller Ratiopharm Tbl. Tuss Hustenstiller Saft (5 ml = Textbook: 4 x 15 – 30 mg 5 mg) Codein Codein Tr. von CT (20 Tr. = Dihydrocodein Paracodin Tbl. à 10 mg Paracodin N Tropfen (20 Tr. = 10 mg) DHC Kps. Clobutinol
Clobutinol ist ein Derivat der Phenylpiperazine.Es gehört zur Gruppe der mit Opiaten nicht verwandten Antitussiva. Es entfaltet seine antitussive Wirkung über einen zentral-nervösenAngriffspunkt. Der Hustenreflexwird im Husten-zentrum der Medulla oblonga-ta unterbrochen. Im August 2007 vom Markt-genommen, nachdem eine Studie an gesunden Probanden Herzrhythmusstörungen auf das Risiko von Herzrhythmus-störungen gedeutet hatte. [Silomat (1 Drg. enthält 40 mg) Noscapin
Goodman, 9. Aufl., S. 551: Potenz ähnlich zu der von Codein, jedoch weniger NW (gastrointesti-nal, zentralvenös) Noscapin (Capval): Karow: Opiumalkaloid nur antitussive Wirkung. Angaben zu Clobutinol aus Fachinformation
Opiumalkaloid mit nur antitus-siver WirkungCapval (1 Drg. enthält 25 mg)Antitussive Therapie bei Patienten mit vorbe- stehender Opioidtherapie
Kombination von hochpotenten Opioide und Antitussiva:
pharmakologisch nicht begründbar, im Einzelfall jedoch effektiv.
4.4.4 Therapieresistener Reizhusten
Lidocain 2% 5 ml über Vernebler bis 4 /d; cave Bronchos-
Zentral dämpfende Medikamente (Antihistaminika der 1.
5 Singultus 5.1 Ursachen Reizung des N. Vagus
Magendistension, intraabdominelle Prozesse, Reizung thorakaler Äste durch ösophagealen Reflux, Pneumonie, Herzinfarkt
Reizung des N. Phrenicus
Subphrenischer Abszeß, Mediastinaler oder zervikaler Tumor
5.1.3 ZNS 5.2 Symptomatische Therapie
Stimulation des N. vagus durch pharyngeale Reizung (z.B. Magen-
Magendistension: Dimeticon (Sab simplex) evtl. plus MCP
Baclofen 3 x 5 mg bis zu 3 x 30 mg (cave: vorsichtige Steigerung
Phenothiazine (z.B. Promethazin = Atosil), Haloperidol, Chlor-
3 Zylicz B, Krajnik M.: What has dry cough in common with pruritus? Treatment of dry cough with paroxetine. J Pain Symptom Manage. 2004 Feb;27(2):180-4
6 Medikamentöse Therapie der Sialorrhoe
Stand: 12/2004. Quelle: Urban PP, Weber M. Palliative Therapie des vermehrten Speichelflusses (Sialorrhö). Z Palliativmed 2004; 5:41-46
6.1 Trizyklische Antidepressiva 6.2 Anticholinergika
Scopoderm TTS 300 ug/24 h (Wirkstoffreisetzung bei 1 Pflaster;
Glycopyrrolat (Robinul Ampullen à 0,2 mg) 3 x 0,2 – 1,0 mg p.os
(!) oder 0, 3 mg/d s.c. (kontinuierlich oder in 2 Einzelgaben).
6.3 Botulinumtoxin 7 Schmerztherapie 7.1 Hochpotente Opioide 7.1.1 Hydromorphon (Palladon) Pharmakokinetische Daten µ-Agonist (geringe Affinität zu Kappa – Rezeptoren und partielle Delta-agonistische Aktivität) Metabolisierung in der Leber zu Hydromorphon-3-Glukuronid (pharmakologisch inaktiv) Orale Bioverfügbarkeit 36% (First-Pass-Metabolismus) Dosisreduktion bei Leberinsuffizienz Leichte bis mäßige Beeinträchtigungen der Nierenfunktion haben keine klinische Bedeutung Indikationen Grundsätzlich kein unterschiedliches Wirkungs- und Nebenwir-kungsspektrum gegenüber Morphin Im Einzelfall kann die Verträglichkeit jedoch erheblich besser sein (bezogen auf Übelkeit, Halluzinationen, Verwirrtheit) Mögliche Vorteile bei geriatrischen Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion Therapiekosten (Stand 01/2008) 1 Kps. Palladon à 4 mg : 1,60 Euro (N2) Im Vergleich: 1 Retardtbl. M-Stada 30 mg = 1,21 Euro (N2) Quelle Lindena 1998
7.1.2 Oxycodon (Oxygesic) Pharmakokinetische Daten µ-Agonist (wahrscheinlich auch am Kappa-Rezeptor wirksam) Metabolisierung in der Leber zu Oxymorphon und Noroxycodon (pharmakologisch aktiv) Orale Bioverfügbarkeit ca 60 % Dosisreduktion bei Leberinsuffizienz und Niereninsuffizienz Duale Freisetzungsgalenik: Anfänglich schnelle Freisetzung mit Wirkungseintritt innerhalb von einer Stunde, danach verzögerte Phase, die effektive Blutspiegel über ein 12-Stunden-Dosierungsintervall sicherstellt. Indikationen
Grundsätzlich kein unterschiedliches Wirkungs- und Nebenwir-kungsspektrum gegenüber Morphin Im Einzelfall kann die Verträglichkeit jedoch erheblicher besser sein (bezogen auf Übelkeit, Halluzinationen, Verwirrtheit) Therapiekosten (Stand 01/2008) 1 Retardtbl. Oxygesic à 10 mg : 1,36 Euro (N2) Im Vergleich: 1 Retardtbl. M-Stada 30 mg = 1,21 Euro (N2) Quelle Jage 2003 und Wissenschaftl. Basisbroschüre 8/98
7.1.3 Buprenorphin (Temgesic bzw. Transtec) Pharmakokinetische Daten Partieller µ-Agonist Metabolisierung in der Leber Ausgeprägter First-pass-Effekt, deswegen nur sublinguale Verab-reichung Dosisreduktion nur bei ausgeprägter Leberinsuffizienz; keine Re-duktion bei Niereninsuffizienz Ceiling-Effekt bei 4 – 5 mg/d (Radbruch), 8 – 10 mg/d (PCF 2) Transtec-Pflaster: 35 ug/h entsprechen ca 0,8 mg/24 h Indikationen Geringe Obstipationsrate; leichte Applikation bei Ileus und Subi-leus durch Kombination von Pflaster und Sublingualtbl. (kann in wenig Wasser aufgelöst werden). Therapiekosten (Stand 01/2008) Temgesic sublingual 1 Tablette(0,2mg Buprenorphin) N2 1,01 Eu-ro Transtec 35 µg N2 17,06 pro Pflaster Quelle Radbruch EJPC 2003, Jage 2003, PCF 2 2002
7.2 Opioidwechsel 7.2.1 Äquianalgetische Dosierungen: 7.2.1.1 Wechsel zwischen Morphin, Hydromor- phon, Oxycodon, Buprenorphin
Die errechnete äquianalgetische Dosierung sollte um 25 - 50% reduziert werden. Quelle für Morphin-Hydromorphon- p.o. Oxycodon: Indeli-cato RA, Portenoy RK. Opioid rotation in the management of refractory cancer pain. J Clin Oncol 2002; 20(1):348-352 Die Angaben für Hydromorphon und p.o. Oxycodon ebenso bei Jage 2003 (S. 84 und S. 37 f.). Die in Tabellen häufig angegebene Relation 60 mg Morphin zu 8 mg Hydromor-
phon (so auch bei Jage) enthält bereits die 50% Dosisreduk-tion. Die Umrechnung von oralem Hydromorphon auf pa-renterales Hydromorphon ergeben sich aus der Bioverfüg-barkeit von Hydromorphon (37 – 62%, PCF 3). Die Angaben für i.V. Oxycodon in PCF 3, 2007. Quelle für Morphin-Buprenorphin: Jage 2003 (bezieht sich auf die sublinguale Applikation). Für die transdermale App-likation gilt ein Verhältnis von Morphin : Buprenorphin von 100 :1 (PCF 3, 2007). Beispiele: Wechsel von Morphin auf Hydromorphon: 60 mg ret. Morphin oral entsprechen 15 mg Hydromorphon oral. Anwendung der 50% Regel: Der Patient erhält 2 x 4 mg Palladon plus Bedarfsmedikation von 10 mg Morphin p.os. Wechsel von Hydromorphon auf Morphin: 16 mg Hydromorphon entsprechen 64 mg Morphin. An-wendung der 50% Regel: Der Patient erhält zunächst 2 x 20 mg retardiertes Morphin plus Bedarfsmedikation von 5 – 10 mg Morphin p.os. Wechsel von Morphin auf Oxycodon: 60 mg ret. Morphin entsprechen 40 mg Oxycodon. Anwen-dung der 50% Regel: Der Patient erhält zunächst 2 x 10 mg Oxygesic und Bedarfsmedikation von 5 mg Oxygesic akut oder 10 mg Morphin p.os. Wechsel von Oxycodon auf Morphin: 60 mg Oxycodon entsprechen 90 mg Morphin. Anwendung der 50% Regel: Der Patient erhält zunächst 2 x 30 mg Mor-phin plus Bedarfsmedikation von 10 mg Morphin p.os.
7.2.1.2 Wechsel zwischen Morphin und Fentanylpflaster/Buprenorphinpflaster
60 mg Morphin (oral)/ 24 Stunden entsprechen ca. 25 ug/h Fentanylpflaster (= 600 ug Fentanyl/24 h). Beim Wechsel von Morphin auf Fentanylpflaster kann diese Äquivalenz-dosis angewandt werden. Beim Wechsel von Fentanylpflas-ter auf Morphin sollte die übliche Reduktion um 25 – 50% vorgenommen werden. 80 mg Morphin (oral) /24 Stunden entsprechen ca. 35 ug/h Buprenorphinpflaster (= 0,8 mg Buprenorphin/24 Stunden). Beim Wechsel von Buprenorphinpflaster auf Morphin sollte wiederum die übliche Dosisreduktion vorgenommen wer-den.
7.3 Mitführen von Betäubungsmitteln im Rahmen einer ärztlichen Behandlung
Bei Reisen bis zu 30 Tagen in Mitgliedstaaten des Schengener Abkom-mens (zur Zeit Deutschland, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Öster-reich, Portugal, Schweden und Spanien) kann die Mitnahme von ärztlich verschriebenen Betäubungsmitteln mit einer vom Arzt ausgefüllten und durch die oberste Landesgesundheitsbehörde oder eine von ihr beauftragte Stelle beglaubigten Bescheinigung erfolgen. Das pdf- Formular kann bei der Bundesopiumstelle (http://www.bfarm.de) angefordert oder von der Internetseite ausgedruckt werden. Zum Ausdruck ist neutrales Papier zu verwenden. In Rheinland-Pfalz ist die für die Beglaubigung zuständige Behörde das Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, Baedecker Straße 2 – 10, 56073 Koblenz, Tel. 0261/4041-256.
7.4 Topische Opioidtherapie Morphinsirup 0,1% G/G: Morphin-HCl 0,1 g Sir. Rubi Idaei (Fa Caelo) 99,9 g Morphinsirup 0,1% geschmacksverdünnt Morphin-HCl 0,1 g Sir. Rubi Idaei (Fa Caelo) 66,6 g Aqua purificata 33,3 g (in der Apotheke in Dosen zu 50 g) Morphin Gel 0,1% Morphin-HCl 0,1 g Kaliumsorbat 0,2 g Hydroxyethylcellulose 250 G Pharm 3,0 g Aqua purificata 96,7 g (5 x 20 g Tuben)
8 Neuropsychiatrische Symptome Quellen: Vortrag Dr. Gesierich im QZ am 23. 9. 2003, PCF 2 und Benkert – Kompendium 2003 8.1 Angst 8.1.1 Medikamentöse Therapie
z. B. Diazepam (Valium), Tavor (Lorazepam), Tafil
(Alprazolam), Adumbran (Oxazepam). Unterschiede innerhalb der Benzodiazepine bestehen hauptsächlich durch Halbwertszeit und durch Applikationsformen. Wichtig: Dosierungsspielräume ausnut-zen.
Wirkung über GABA-Rezeptoren (6 Subtypen)
typische NW: Sedierung, Muskelrelaxation, Atemdepressi-
auch: paradoxe Reaktion, Wirkungsverlust, Abhängigkeit
Gefahr der kumulativen Wirkung mit anderen Medikamen-
Vorteil: antagonisierbar mit Flumazenil (Anexate®)
anxiolytische Effekte auch durch SSRI 8.1.1.1 Diazepam (Valium®)
Vorteile: sicheres Anxiolytikum u. Sedativum, p.o.,
i.v., i.m., rektal, nicht s.c.!, sehr rasche Resorption – bei oraler Gabe Wirkungseintritt nach 15 min.
Nachteile: relativ lange HWZ (20 – 40 Stunden)=>
evtl. „hang-over“ ; aufgrund des großen Verteilungsvolu-mens bei Einmaldosierung jedoch nur kurzdauernde Wir-kung; pharmakologisch aktive Metaboliten; Verstoffwech-slung über Cytochrom P450 - System (Wechselwirkungen!)
Dosierung: 2,5 – 40 (-60) mg / d, zunächst zur
Nacht, ggf. auf 2 – 3 Tagesdosen verteilen bei ängstlich agitierten Erregungszuständen 10 mg, 1 – 2 maligeWiederholung im Abstand von jeweils 30 min.
Bei i.v. Applikation Thrombophlebitisgefahr, sofern
nicht die neueren Applikationsformen (Öl-in-Wasser Emul-sion; z.B. Diazepam Lipuro® oder Stesolid Emulsion®) verwandt werden. Diese Öl-in-Wasser Emulsionen können auch subkutan verabreicht werden, sind jedoch teurer als die üblichen Wasser-in-Öl Darreichungsformen (10 Ampul-len à 2 mg kosten ca. 22 Euro; 25 Ampullen Diazepam Ra-tiopharm kosten ca. 16 Euro; Stand 10/04)
Besonders geeignet im Terminalstadium im ambu-
Diazepam Tropfen (z.B. Diazepam-ratiopharm
8.1.1.2 Lorazepam (Tavor®)
Vorteile: sicheres Anxiolytikum u. Sedativum, p.o.,
i.v., i.m., expidet (sublingual), nicht s.c. Ö
Anxiolytische Wirkung nach klinischer Erfahrung
kürzere HWZ (8 – 24 h) => bessere Steuerbarkeit;
keine aktiven Metabolite; keine Verstoffwechslung über Cytochrom P450 System Ö
Dosierung: 0,5 – 8 mg / d (1 mg Lorazepam entspre-
chen ungefähr 5 mg Diazepam) Wirkungseintritt: 5 min s.l., 10 – 15 min p.os, Wirkungs-dauer 6 – 72 h. Bereits mit 0,25 mg läßt sich ein guter anxiolytischer Effekt ohne Sedierung erreichen (I. Strohscheer, pers. Mitteilung)
50 Tbl. Kosten 10,64 bzw. 18,34 Euro, im Vgl. zu 6,84 bzw. 12,13 Euro bei Generika ohne Expidet Darreichung
8.2 Delir
Delir = Oberbegriff für „Verwirrtheitszustände“ nach ICD 10
(International classification of diseases) oder DSM IV (Diagnostic and sta-tistical manual) Ö
gleichbedeutend mit „HOPS“, „Durchgangssyndrom“ o. „exoge-
zunächst immer mögliche Auslöser prüfen:
• Entzug (v.a. Alkohol u. Benzodiazepine)
• Metabolische Störung (z.B. Hyperkalzämie!)
8.2.1 Medikamentöse Therapie
Relevante Gruppe: hochpotente Neuroleptika = Antipsy-
Wirkung über mesolimbische Dopamin-Rezeptoren
unterscheide: hochpotente vs. niederpotente Neuroleptika
hochpotent: stark antipsychotisch, wenig sedierend
Haloperidol (Haldol®), Risperidon (Risperdal®)
niederpotent: wenig antipsychotisch, stark sedierend
Melperon (Eunerpan®), Promethazin (Atosil®), Pipamperon (Di-piperon® Ö
unterscheide: typische vs. atypische Neuroleptika
typisch: (Haloperidol): häufig EPMS-NW (EPMS = extra-
Frühdyskinesien (Zungen-, Schlund-, Blickkrämpfe); Auf-
Akathisie (Sitzunruhe) und Innere Unruhe; Auftreten in der
1. – 7. Woche (auch bei atypischen Neuroleptika!)
Parkinsonoid (Einschränkung der Feinmotorik, Roboter-
gang), Auftreten in der 1. – 10. Woche)
Spätdyskinesien (z.B. Schmatzbewegungen); auftreten nach
atypisch: Risperidon (Risperdal®, Clozapin (Leponex®),
Olanzapin (Zyprexa®), Quetiapin (Seroquel®): selten o. keine EPMS-NW (Clozapin®!)
8.2.1.1 Haloperidol (Haldol®)
Vorteil: meistens verfügbar, p.o., i.v., i.m, s.c. Ge-
Halbwertszeit 12 – 36 Stunden, Bioverfügbarkeit ca
60%; Verabreichung zur Nacht oder Dosis teilen. Ö
Höhere Dosierungen in der Regel ohne Wirkungssteige-rung, da Dopaminrezeptoren gesättigt; dennoch können in Akutsituationen zusätzliche Bolusgaben sinnvoll sein, da auch andere Transmittersysteme eine Rolle spielen können.
1 Tropfen = 0,1 mg (Cave: Es gibt auch Zubereitungsfor-men, bei denen 1 Tropfen 0,5 mg Haloperidol entsprechen, z.B. Haldol forte Lösung, sowie eine Depot-Zubereitungsformen, bei denen 1 ml 50 mg Haloperidol enthält: Haldol Janssen Decanoat)
8.2.1.2 Risperdon (Risperdal®)
Vorteil: gute Verträglichkeit, wenig EPMS; breite-
res Wirkungsprofil gegenüber Haloperidol, d.h. Wirksam-keit bei primärem nonresponse Ö
Halbwertszeit 24 h, dennoch wird üblicherweise die
Dosierung: 0,5 – 6 mg /d (Abdeckung des dopami-
nergen Systems) Es können jedoch auch Dosierungen von 8 – 10 mg / d sinnvoll sein, da Risperdal auch über andere Transmitter-systeme (inbesondere das serotonerge System) wirkt. Start mit 0,5 mg ein bis zwei mal täglich.
8.2.1.3 Melperon (Eunerpan®) und Pipamperon (Dipiperon®)
Vorteil: gute Verträglickeit, keine anticholinergen
Nachteil: keine Antagonisierbarkeit, nicht peripher
i.v. wegen Thrombophlebitisgefahr (aber über ZVK) Ö
Pipamperon: 20 – 240 (- 360) mg / d (Saft o. Tablet-
ten); Start mit 20 – 40 mg zur Nacht (zur Schlafinduktion bis 80 mg); oder 3 x 40 mg.
Melperon: 25 – 200 (-375) mg/d; Start mit 50 –
100mg bis üblicherweise 2 x 100 mg; Schlafinduktion: 25 – 100 mg abends.
Sinnvolle medikamentöse Kombinationen bei Delir mit starker Unruhe
Hochpotentes plus niederpotentes Neuroleptikum, z. B.
Haloperidol/Risperidon plus Melperon/Pipamperon kein Ö weil Ö
anticholinerge NW (Delir, kognitive Störungen, Herz-
adrenolytische NW (orthostatische Kreislaufstörungen)
8.2.3 Akutes agitiertes
Haloperidol plus Benzodiazepin (alternativ: Levomeproma-
8.3 Depression Quelle: Vortrag Dr. Gesierich Hospizfachkräfte März 2003 8.3.1 Medikamentöse Therapie
Wirkung über Verstärkung des Serotonin- u. Noradrenali-
Trizyklische AD
TCA sollten zur rein antidepressiven Therapie nicht einge-
setzt werden, da mehr NW (anticholinerg und kardiotoxisch) bei gleicher (?) Wirksamkeit. Als Koanalgetika können sie dagegen wahrscheinlich nicht durch die u.g. Substanzen ersetzt werden.
SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) MAO – Hemmer (Monaminoxidase-Hemmer) Andere 8.3.1.1 SSRI: Sertralin (Zoloft®) und Citalopram (Cipramil®)
Vorteil: sicheres Antidepressivum, Einmaldosierung
Nachteil: gelegentlich Gastrointestinale Nebenwir-
Dosierung Sertralin (Zoloft®): 50 - 100 mg / d
Dosierung Citalopram (Cipramil®): 20 – 40 mg / d
8.3.1.2 Venlafaxin (Trevilor®)
Nachteil: langsames Aufdosieren, 2 x täglich
8.3.1.3 Mirtazapin (Remergil®) 8.4 Schlafstörungen
Alternative: Zolpidem (Stilnox) 10 – 20 mg o. Zaleplon (Sonata)
8.5 Antiepileptische medikamentöse Therapie Quelle: Vortrag Dr. Wöhrlin im QZ Sept. 2007 Klinikleitfaden Neurologie, H. Grehl und F.Reinhardt, 3. Auflage, 2005 Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, T. Karow und R. Lang-Roth, 16. Auflag, 2008 Diskussionsforum“bulletinboard“ auf der Homepage www.palliativedrugs.com Fachinformationen der Medikamente Stand: 1/2008 Allgemeine Hinweise Antikonvulsiva nie sofort absetzen, sondern immer ausschleichen, da sonst epileptische Anfälle ausgelöst werden können, auch wenn das Antikonvul- sivum nicht wegen bestehender Krampfanfälle, sondern als Koanalgeti- kum eingesetzt wurde. Sofortiges Absetzen ist nur unter antikonvulsivem Schutz möglich, indem beispielsweise ein anderes Antikonvulsivum ein- gesetzt wird. Dosierung grundsätzlich nach Wirkung, nicht nach Spiegel. Besondere Formen:
Isolierte Halluzinationen als Form eines fokalen Anfalls
Antikonvulsiva 8.5.1.1 Carbamazepin (z.B. Tegretal®)
Indikation: Partielle Epilepsien ohne und mit sekundärer Generalisierung, primär generalisierter GM-Anfall Therapiebeginn: 100-200 mg/d, langsame Erhöhung alle 3 Tage um 100-200 mg bis auf 400-800 mg der Retardform in 1-2 Dosen Erhaltungssdosis: 400-1200 mg retard (10-20 mg/kg KG) Durchschnittliche Tagesdosierung 800 (400 – 1200) mg. Weitere Darreichungsformen Saft (Handelspräparat) Rektale Applikation als Suspension, cave jedoch Defäka-tionsdrang (Warren DE: Practical use of rectal medications in Palliative Care. J Pain Sympt Manage 1996;11:378) Rektale Applikation des zermörserten Carbamazepin mittels Gelatine-Kapsel (Storey P, Trumble M: Rectal doxepin and carbamazepine therapy in patients with cancer. N Engl J Med1992;327:1318-1319)
Suppositorium Rezeptur (in Analogie zu Valproinsäure, NRF 2006, mündl. Mitteilung, Dr. Goldinger, Apotheke Universitätsklinikum Mainz) Carbamazepin
Hartfett (z.B. Witepsol H15) 1,83 g Suppositorienmasse
Problematisch: Zahlreiche Interaktionen mit anderen Medi-kamenten, z.B. Senkung des Carbamazepin-Spiegels durch Phenytoin, Phenobarbital und Primidon , aber auch Sen-kung des Carbamazepin-Spiegels durch Autoinduktion. Al-ternativ kann deshalb Oxcarbazepin (Trileptal®) eingesetzt werden, hier ist besonders auf die Gefahr der Hyponatriä-mie zu achten. Besonderheiten: antidepressiver Effekt bei Carbamazepin
8.5.1.2 Lamotrigin (Lamictal®)
Indikation: primär generalisierte und fokale Anfälle ohne und mit sekundärer Generalisierung, bei therapierefraktären fokalen Anfällen. Einsatz als Mono- oder Zusatztherapie. Therapiebeginn: 25 mg abends p.o., Steigerung um 25 mg alle 2 Wochen – ab 100mg TD Steigerung in 50mg-Schritten alle 2 Wochen; bei schneller Aufdosierung Gefahr eines Lyell-Syndroms Erhaltungstherapie: 100- 300 mg/d in 1-2 Dosen (zugelas-sen bis 400 mg) Rectale Anwendung als Suspension möglich, indem die Tabletten in 10 ml Wasser aufgelöst und dann rectal gege-ben werden. Jedoch ist die Bioverfügbarkeit auf diesem Weg geringer als bei der oralen Gabe. (Birnbaum et al.Rectal administration of lamotrigine compressed tab-lets.Epilepsia 2000; 41(7): 850-853)
8.5.1.3 Valproinsäure (z.B. Ergenyl®)
Indikation: primär generalisierte Anfälle Cave Hepatotoxizität Therapiebeginn: 5-10 mg/kg KG, alle 2 Tage um 150 bis 300 mg steigern Schnellaufsättigung: 1000 mg i.v. innerhalb von 10-60 Mi-nuten, mittlere Tagesdosis 1200-2100 mg auf 1-2 Dosen verteilt Erhaltungstherapie: 20 mg/kg KG/d in 2 Dosen – bei älteren Patienten niedriger dosieren, z.B. 300-0-0-600mg. Retardierte Präparate werden einmal pro Tag gegeben, nicht retardierte zweimal pro Tag. Weitere Darreichungsformen: Saft (Handelspräparat) Parenteral (n.b. Dosierung oral:parenteral = 1:1) Suppositorium, wobei die orale und rectale Bioverfügbar-keit gleich sind .
Rezeptur Supp. (aus NRF 2006) Valproinsäure
Kunststoff-Gießform 2,8 ml Es kann auch der Saft, verdünnt mit der gleichen Menge Wasser, über einen Schlauch rectal gegeben werden (Krou-wer et al. Management of seizures in brain tumor patients at the end of life.Journal of Palliative medicine 2000;3:465-475) Besonderheiten: In den ersten 6 Monaten 14-tägige Kont-rolle von Leber- und Pankreaswerten, BB, Gerinnung. Valproat erhöht Phenytoin- und Phenobarbital-Spiegel so-wie die Wirkung von Carbamazepin! Möglichst nicht Valp-roat und Lamotrigin kombinieren.
8.5.1.4 Phenytoin (z.B. Zentropil®)
Indikation: Partielle Epilepsien, fokal eingeleitete, aber auch primär generalisierte GM Therapiebeginn: 100 mg, Steigerung alle 3 Tage um 100 mg auf 300 mg, dann nach Wirkung und NW; schnelle Aufdo-sierung oral mit 3 x 100mg/d ab dem 1. Tag. Erhaltungstherapie: 300 mg, in 1-3 Dosen (5-8 mg/kg KG) Cave: Kardiale Reizleitungsstörungen, RR-Abfall, Injekti-onslösungen nicht mit anderen Substanzen mischen (kristal-lisiert aus!)! Verdünnung mit NaCl 0,9% oder Glukose 5% möglich. Multiple Interaktionen mit anderen Pharmaka! KI: Schwere kardiale Überleitungsstörungen, aplastische Anämie, in den ersten 3 Monaten nach Myokardinfarkt. Vorteil: Rasche Aufsättigung möglich Keine rektale Applikationsform wegen schlechter Resorpti-on (Krouwer et al. Management of seizures in brain tumor patients at the end of life.Journal of Palliative medicine 2000;3:465-475)
8.5.1.5 Phenobarbital (z.B. Luminal®)
Indikation: Grand mal-Anfälle, weniger auch Impulsiv-petit-mal und partielle Anfälle Limitierend sind die sedierenden Nebenwirkungen. Therapiebeginn: 100-200 mg/d per os in 2 Dosen, bei Schnellaufsättigung 200-400 mg für 4d Erhaltung: 150-200mg/d in 2 Dosen (2-5 mg/kg KG) Parenteral (Bausewein et al. Arzneimitteltherapie in der Pal-liativmedizin. Verlag Urban und Fischer, München, 2005, S.124): Bolus 100 mg s.c./i.m., dann 200 – 400 mg/ 24 h als kontinuierliche S.c. Infusion. Da Phenobarbital sehr alka-lisch ist, immer auf das 10fache Volumen verdünnen. KI: Schwere Leber- /Nieren-/Herzerkrankungen, Porphyrie Cave: Lange HWZ von 60-150h! Enzyminduktion! Atem-depressive Wirkung beachten.
8.5.2 Behandlung von Anfällen
Grundsätzlich abwartend-schützende Haltung, da sich die meisten Anfälle selbst terminieren. Medikamentöse Behandlung nur, wenn keine spontane Terminierung nach wenigen Minuten oder wenn es zu repetitiven Anfällen kommt. Zur Verfügung stehen dabei insbe-sondere:
Diazepam in Form von Rektiolen oder subkutan (cave: nur
besondere Applikationsformen: Diazepam Lipuro®, Valium MM®)
Midazolam s.c. (5 – 10 mg) oder buccal
8.5.3 Antiepileptische Therapie in der Finalphase
Grundsätzlich sollte die Therapie fortgeführt werden. Wenn keine Applikation über PEG möglich ist, bestehen folgende Möglichkei-ten:
Dosierung: 0,5 – 2,5 mg/d (2-3 Einzeldosen) o
Diazepam buccal (Valium liquid®) oder rectal (Rektiole)
Dosierung: 1 ml =30 Trpf = 10 mg als Einzeldosis (Aufsättigung erforderlich) ; Erhaltungsdosis 10 – 30 mg einmal täglich (PCF 3 2007) o
Dosierung: 15 – 80 mg(Mittelwert 30 mg) sc/24h (McNamara et al. Use of midazolam in palliative care, Palliative Medicine 1991;1:244-249, 1991) 30 – 60 mg kontinuierlich s.c. (PCF 3, 2007). Midazolam kann auch buccal verabreicht werden (PCF 3, 2007) o
Dosierung: 10 ggt =1 mg (Mansom I. Schftl. Mitt. Bulletinboard 2/2004) 1 – 2 mg s.c oder p.os /24 h (Mauchlin R. Schftl. Mitteil., Bulletin-board 8/2007) Bei status epilepticus 0,5 mg i.v. alle 2 – 3 min bis 10 mg (King S. Schrftl. Mitt. Bulletinboard 8/2007)
Darreichung der ursprünglich verwendeten Substanz als
rektale Applikationsform, siehe oben für Carbamazepin, Lamotri-gin und Valproat
9 Medikamentöse Maßnahmen zur Palliativen Sedierung
• Midazolam Startdosis 0,5 mg/h subkutan, Dosissteigerung auf üblicherweise maximal 5 – 10 mg/Stunde
• Diazepam Initiale Aufsättigung wegen hohem Verteilungsvolumen erforderlich, z.B. durch Wiederholung einer Initialdosis von 5 – 10 mg nach 30 und nach 60 min. Die be-nötigte Tagesdosis beträgt in der Regel 10 – 60 mg. Lange Halbwertszeit von 20 – 40 Stunden. Verabreichung in Form von Suppositorien und Tropfen, auch die subkutane Gabe ist bei Verwendung der Öl-in-Wasser Emulsion (z.B. Diaze-muls®) möglich.
• Lorazepam Initial 0,5 – 2 mg alle 6 – 8 Stunden sublingual, Tagesdosierungen um 12 mg sind üblich.
• Levomepromazin (Neurocil® Ampullen à 25 mg) Kann alleine oder in Kombination mit Benzodiazepinen verabreicht werden. Sub-kutane Bolusgabe von 25 mg, anschließend Beginn mit 50 – 75 mg/24 h und Tit-ration bis zu 300 mg/d.
• Phenobarbital (Luminal®) Alternative bei fehlendem Ansprechen von Benzodiazepinen/Neuroleptika. Nach Gabe eines Bolus (100 - 200 mg i.m. oder s.c., ggf. mehrfache Wiederholung in Abständen von 10 – 15 min) kontinuierliche subkutane Infusion in einer Dosie-rung von 600 – 2400 mg/d oder auf drei Einzelgaben verteilt. • Propofol (Disoprivan®) Propofol ist ein gut steuerbares Hypnotikum aus der Anästhesie mit zusätzlicher antiemetischer und antipruriginöser Wirkung. Seine Wirkung wird durch Umver-teilung rasch beendet. Die Elimination und Pharmakodynamik bleibt bei renalen oder hepatischen Vorerkrankungen unbeeinflusst. Propofol ist KEIN Schmerzmit-tel. Es löst keine Entzugserscheinungen beim plötzlichen Absetzen aus. Es muss separat über einen iv-Zugang als kontinuierliche Infusion gegeben werden, bei Abstellen des Perfusors wird der Patient innerhalb von 10 – 30 min wach. Die an-gebrochene Ampulle darf maximal sechs Stunden im Kühlschrank gelagert wer-den. Propofol verursacht in höheren Dosierungen eine Atemdepression und Blut-druckabfälle. Es wird im Rahmen der palliativen Sedierung in sehr niedriger Do-sierung gestartet. Die Dosierung wird in mg/kgKG/h angegeben. Begonnen wird mit 0,5 mg/kg KG/h, d.h. bei Verwendung von 1%igem Propofol (1ml = 10 mg) bei einem 70 kg Patienten mit 3,5 ml/h, jede halbe Stunde kann die Perfusorlauf-rate um 0,5 mg/kgKG/h erhöht werden. Dosierungen von mehr als 4 mg/kg KG/h sollten im Rahmen der Sedierung in der Regel nicht überschritten werden (zum Vergleich: die Dosierungsempfehlung für die Aufrechterhaltung einer Narkose beträgt 6 – 12 mg/kg KG/h. Die 1% Lösung kann mit Glucose 5% verdünnt wer-den, die 2% Lösung muss unverdünnt verwendet werden.
10 Thrombose (Prophylaxe, Behandlung) 10.1 Therapie von Thrombosen
Therapeutische Antikoagulation mit niedermolekularen Heparinen, z.B. Clexane 1 mg/kg KG 2 x täglich, also bei 60 kg zweimal täglich 0,6 ml = 2 x 60 mg. Monitoring über anti Xa-Aktivität möglich (therapeutischer Be-reich bei zweimal täglicher Gabe 0,6-1,0 IE/ml (Messung 4 Stunden nach Applikation, siehe Graphik)
Bei Eingriffen morgendliche Gabe des Heparins auslassen. (Quellen: Uptodate 2007, www.med4you.at/laborbefunde/lbef2/lbef_antiXa.htm, accessed 24.4.07)
11 Aszites
Besondere Therapieformen Triamcinolon-Injektion Instillation von Triamcinolon 10 mg/kg KG intraperitoneal (verdünnt auf 50 ml NaCl in einer Perfusorspritze).
Asthma and Enuresis. Title: “Management of paediatric asthma and enuresis with probable traumatic aetiology”. This is the case study of a three year old infant who was suffering with asthma and enuresis. This child had not responded to medical care and had experienced more than twenty emergency hospital visits for the asthma attacks over a period of twelve months. Results: The chi