In der Diskussion Krebserkrankungen und präventives Potenzial der Ernährung Teil 2: Sekundäre Pflanzenstoffe und Mammakarzinom
nen, in hexagonaler Anordnung be-steht. In den Extrazellularraum ragen-
Bestimmte Inhaltsstoffe vieler Gemüsesorten, Früchte und Getreidearten zeigen beim Tier und in vitro eine vorbeugende Wirkung gegen verschiedene Krebsarten. Die Forschung ist der- zeit bemüht, die für den Antitumoreffekt verantwortlichen Bestandteile zu identifizieren und zu verifizieren. Solche Daten sollen helfen, geeignete Ernährungsstrategien für den Menschen zu entwerfen. Teil 2 soll deutlich machen, dass Ernährungsfakto- ren krebsvorbeugend wirken können, indem sie die Kommunika- Gap junctions sind ubiquitär. Sie
tion zwischen Zellen verbessern, den Immunstatus stärken, kan- zerogene Stoffe entgiften und antioxidative Eigenschaften entfalten. Auch zwischen Ernährung und Metastasierung schei-
lierten Zellen wie Blutzellen. Gap jun-nen, jüngsten Erkenntnissen zufolge, Zusammenhänge zu existie- ctions dienen der metabolischen und
ionalen Kopplung benachbarter Zel-len. Durch die feinen Kanäle einesConnexons können kleine wasserlös-liche Moleküle – bis zu einer molaren
Einführung
findet über gap junctions statt. Das
nen) – die Zellen wechseln. Gap junc-tions ermöglichen beispielsweise eine
der gap junctions unterliegt einer phy-
Substanzen erreicht werden. Nachfol-gend geht es um neuere Ergebnisse
Tab. 1: Funktionelle und strukturelle Klassen antikanzerogener sekundärer Pflanzenstoffe
teilen, besonders aus pflanzlicherKost, auf wichtige Tumor- bzw. Anti-
Stoffgruppe Vertreter Vorkommen Carotinoide
Immunstatus und die DNA-Integrität. Phytoöstrogene Isoflavonoide Einflüsse der Ernährung auf die interzelluläre Monozyklische Kommunikation über gap junctions Glucosinolate Isothiozyanate Polyphenole
tig wie für die gegenseitige Kontrolle. In der Diskussion junctions können ebenso schnell ge-
junctions sowie die Cx43-Expression
„Probleme“ der Einzelzelle mit abfan-
nikation von Leberzellen über gapjunctions deutlich verstärken. Dosen
zu existieren [1]. Nicht nur -Carotin,
und 4-Hydroxy--Carotin fördern dieKommunikation zwischen Zellen [31,32]. Die stimulierte Bildung von Cx43ist somit weitgehend unabhängig vonder Provitamin-A-Aktivität eines Caro-tinoids [40]. Ungeachtet dessen könn-te die Bildung von Retinsäure aus pro-vitaminwirksamen Carotinoiden, wie
␣-, - und ␥-Carotin, Cryptoxanthin,Lycopin und Zeaxanthin, zusätzlicheEffekte auf das Wachstum von Brust-krebszellen ausüben.
abhängiger biochemischer Effekte aufdas Wachstum und die Differenzie-rung von Zellen, wie sich vorzugswei-se an Zellkulturen nachweisen lässt. Die lipophile Retinsäure kann die Zell-membran passieren und an spezifi-sche Kernrezeptoren binden, die alsTranskriptionsfaktoren fungieren. Re-
Abb. 1: Gap junctions, wässrige Poren, die der interzellulären Kommunikation junctions sind somit stark dosisabhän-
artige Wirkungen auf gap junctions
herrscht auch in gap junctions von
(20 mg -Carotin täglich) auf die Inzi-
these von gap junctions beteiligt zu
Aktivität des für die Spaltung provita-
In der Diskussion
[28]. Auch Cholecalciferol verstärkt die
die extrazelluläre Matrix [3, 33]. Alko-
tinsäure synergistische Effekte [17]. Einflüsse der Ernährung auf die Angiogenese und die Zelladhäsion
Aus In-vitro-Studien ist ersichtlich,
derten Mikrogefäßdichte [9, 42, 43]. Die
3’,4’-Dihydroxyflavon, 2’,3’-Dihydroxy-
tanz zu einem Versorgungsgefäß. Da-mit werden für sie Nährstoffe, Wachs-tumsfaktoren und Sauerstoff schlech-
Krebserkrankungen und präventives Potenzial der Ernährung Teil 2: Sekundäre Pflanzenstoffe und Mammakarzinom
Zellen halten sich das Gleichgewicht. G. I. Stangl, Freising
Die Ernährung kann ein antikanzerogenes Potenzial auf verschiedenem Wege
das Ursprungsgewebe beschränkt ist.
entfalten. Beim Mammakarzinom greifen Nahrungsinhaltsstoffe in den Stoff-
wechsel der Sexualhormone, den Zellzyklus sowie die Apoptose ein. Hinzu kom-
men Effekte auf die interzelluläre Kommunikation, die Angiogenese als Aus-
druck der Metastasierungsneigung eines Tumors, die Immunabwehr und den
Schutz der DNA. Sekundäre Pflanzenstoffe nehmen auf nahezu alle diese Pro-
zesse Einfluss. Carotinoide scheinen die interzelluläre Kommunikation und
damit die gegenseitige Wachstumskontrolle der Zellen zu fördern. Provitamin-
A-wirksame Carotinoide entfalten möglicherweise einen tumorsuppressiven
Effekt auch über die Retinsäure. Die Schutzfunktion der Ernährung, einer Streu-
ung von Krebszellen über den Blutweg entgegenzuwirken, ist begrenzt. In-
vitro-Studien und Tierversuchen zufolge entfalten n-3-Fettsäuren, Flavonoide
und Selen eine Antiangiogenese-Wirkung. Der Immunstatus wird von der Rela-
tion n-6-/n-3-Fettsäuren beeinflusst. Die wohl bekannteste antikanzerogene
Wirkung von Nahrungsbestandteilen ist die antioxidative. Isothiozyanate und
Monoterpene beschleunigen die Detoxifizierung potenziell kanzerogener Sub-
stanzen. Ungeachtet dessen lassen sich Empfehlungen für die Aufnahme einzel-
ner Lebensmittel oder Nahrungsinhaltsstoffe aus krebspräventiver Sicht bisher
Rezeptor, verursacht eine Dimerisati-on und Phosphorylierung des Rezep-
Ernährungs-Umschau 48 (2001), S. 318–323
In der Diskussion Tab. 2: Körpereigene Mechanismen, in die chemopräventiv wirkende Nah- rungsinhaltsstoffe beim Mammakarzinom eingreifen
oder Seleno-Aminosäuren bei Brust-krebs die intratumorale Mikrogefäß-
Mechanismus Nahrungsinhaltsstoffe (Beispiele)
den gesunden Gewebes wird nicht be-einflusst. Dieser Effekt ist mit einer
Flavonoide, Isoflavonoide, Monoterpene, Glucosinolate
Beeinflussung Zellzyklus-regulierender Zykline
ringer Überdosierung toxisch wirkt,bleiben über den Bedarf hinausgehen-
abhängig die Gefäßneubildung in Körper primär Eicosapentaensäure und antioxidativen Vorgängen im Sin-Karzinomzellen der Haut (Melanom)
samkeit müssten sie in vivo einer the-
von n-3-Fettsäuren immunsuppressiv. Einflüsse der Ernährung auf den Immunstatus
et al. [16] erst n-6- zu n-3-Fettsäuren-
Leinöl, überrepräsentiert sind, ist es in
Verhältnis nutritiv gerecht zu werden. Ernährung und Tumorinitiation In der Diskussion
phenole (z. B. Quercetin, Catechine). Mein besonderer Dank für die finanzi-elle Unterstützung gilt der Bayerischen
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Bradley Philip Stoner Personal Information: Sex: Citizenship: Address and Telephone Numbers: Division of Infectious Diseases Washington University School of Medicine Tel. 314-935-5673 FAX 314-935-8535 e-mail: [email protected] Present Position: Associate Professor of Anthropology Director, Medicine and Society Program Director, Undergraduate Minor in Public