Regionalarzt informiert

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Vogelgrippe, Update vom 13.7.2005

Highly Pathogenic Avian Influenza(HPAI), auch Vogelgrippe genannt, ist eine
Viruskrankheit bei Vögeln, die sich seit Ende 2003 in SO-Asien ausbreitet. Süd-und Nord-
Korea, Japan Vietnam,Thailand, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, China und die
Philippinen sind von HPAI betroffen. Der H5N1-Subtyp ist besonders pathogen. Die
Erkrankung mit den anderen Virustypen, wie H7N7 oder H9N2, verläuft milder.
15 Subtypen des Influenzavirus können Vogelpopulationen und selten auch Schweine
infizieren. Häufig sind Wasser- und andere Vogelarten Träger des Virus; Enten können ohne
Zeichen einer Erkrankung
Virusträger sein. Viren werden mit Exkrementen in größeren
Mengen ausgeschieden. Durch die Inhalation von Viruspartikelchen aus nasalen bzw.
respiratorischen Sekreten und durch Kontakt mit den Fäkalien der infizierten Tiere kann die
Krankheit auf die Vogelpopulationen übertragen werden. Bei Vogelgrippe besteht ein
Ansteckungsrisiko für Menschen nach gegenwärtigem Informationsstand insbesondere bei
sehr engem Kontakt zu Geflügel.
Der Erreger wird vor allem über Kot und Sekrete dieser
Tiere übertragen. Ein enger Kontakt mit Tieren, die potenziell erkrankt sein könnten, sollte
daher vermieden werden. Insbesondere sollte auf den Besuch von Vogel- oder
Geflügelmärkten verzichtet werden. Die Mensch-zu-Mensch Übertragung scheint begrenzt
möglich zu sein.
Einige haben sich wahrscheinlich durch Pflege der Erkrankten infiziert.
Seit 2003 sind insgesamt 108 Menschen an Vogelgrippe erkrankt ( 87 in Vietnam ,17 ausThailand und 4 in Kambodscha), 54 sind gestorben, Todesfälle sind aus Vietnam,Kambodscha und Thailand bekannt. Die überwiegende Zahl der PatientInnen hatte direktenKontakt zu erkrankten Tieren.
Das Erbmaterial von Vogel- Influenzaviren und den Influenzaviren des Menschen
unterscheidet sich beträchtlich. Die Gefahr besteht grundsätzlich, dass sich die Vogelviren
durch eine Vermehrung in Schweinen oder auch Menschen so verändern (sog.
"reassortment"
), dass sie effektiv auch von Mensch zu Mensch übertragen werden können.
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass entweder Mensch oder Schwein gleichzeitig mit
"menschlichen" und Vogel-Influenzaviren infiziert sind. Eine weitere Möglichkeit ist, dass
das Virus zu einem neuen Virus mutiert. Solch ein mutiertes Virus war für die "Spanische
Grippe"
1919 / 1920 verantwortlich. Durch die Vielzahl der neuen Erkrankungen beim
Menschen der letzten Zeit, ist diese Möglichkeit nicht auszuschließen. Das Immunsystem der
Menschen ist mit dem neuen Virus bis dato nicht konfrontiert und der Mensch wird dadurch
gegen dieses Virus anfälliger. Das neue Virus kann dann eine Grippe-Pandemie verursachen.
Bis ein Impfstoff gegen das neue Virus produziert werden kann, werden einige Monate
dauern. Die jetzt vorhanden Influenzaimpfstoffe zur Vorbeugung der menschlichen Grippe
sind zwar nicht gegen Vogelgrippe wirksam, werden aber empfohlen, um eine
Doppelinfektion zu vermeiden. Bei einer Doppelinfektion, wie schon erwähnt, besteht die
Gefahr, dass das H5N1-Virus sich mit dem menschlichen Influenzavirus vermischt und daraus
eine neue Gattung entsteht.
Die Krankheit kann dieselben Symptome hervorrufen, wie eine Grippe. Im weiteren Verlauf
kommt es vielfach zu Lungenentzündungen, Magen-Darm-Beschwerden und Erhöhungen
der Leberwerte
, wie auch zu einer starken Verminderung der Blutkörperchen und
Plättchen. Bei vielen PatientInnen waren Fieber über 38°C und Luftnot die
Hauptsymptome. Röntgenaufnahmen der Lunge zeigten Veränderungen, wie bei einer
Lungenentzündung. Zur Objektivierung subjektiver Beschwerden - und damit als
Entscheidungshilfe für eine Behandlung - stellt die Kontrolle der Körpertemperatur eine
wichtige Maßnahme dar, insbesondere, wenn Kontakt zu einem Influenza-Kranken oder
Influenza-Verdächtigen bestanden hat. Die telefonische Auskunft an einen Arzt, man glaube
Fieber zu haben, ist von wenig Nutzen. Die Temperaturangabe ist wichtig. Die bevorzugte
Methode sollte dabei die Messung mit elektronischen Thermometern im Mund oder im Ohr
sein.
Gegenwärtig gibt es mehrere Medikamente, die gegen Influenzaviren wirksam sind. Zur
Behandlung müssen sie innerhalb von 48 Stunden nach Symptomenbeginn eingesetzt
werden, um den Verlauf der Erkrankung noch wirksam zu beeinflussen. Einige davon können
auch zur Prophylaxe bei Kontaktpersonen von Kranken eingesetzt werden, um den Ausbruch
einer Krankheit zu verhindern oder, falls sie doch ausbricht, den Verlauf abzumildern. Auf
Grund unterschiedlicher Wirksamkeit, Anwendungsart und Zulassung der Medikamente bzw.
Resistenzverhaltens der verschiedenen Influenza - Subtypen, geben Experten derzeit dem
Neuraminidasehemmer Oseltamivir ("Tamiflu") den Vorzug. Für den Fall einer Influenza /
Aviären Influenza-Erkrankung wird gegenwärtig die Behandlung des Kranken für 5 Tage
und die so genannte Postexpositionsprophylaxe der Kontaktpersonen für 7 Tage
empfohlen werden. Die Entscheidung trifft der behandelnde Arzt. Genaue Dosierungen,
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind der Medikamenteninformation zu entnehmen.
Unter bestimmten Umständen kommt während eines Influenza /Aviären Influenza Ausbruchs
eine Langzeitprophylaxe gesunder Personen mit Neuraminidasehemmern für 6 bis 8 Wochen
in Betracht. Eine Empfehlung zur Langzeitprophylaxe würde jedoch erst nach Erörterung der
Influenza / Aviären Influenza Situation durch den Gesundheitsdienst mit Experten des Robert-
Koch-Instituts ausgesprochen werden.
Kontrollmaßnahmen und Empfehlung,
1. Kontakte mit lebendem oder totem Geflügel (einschließlich Federn, Staub und Mist) das
Halten eines Ziervogels sowie Vogelmärkte vermeiden.
2. Durch Erhitzen (70°C) werden die Influenzaviren getötet. Haushaltsdesinfektionsmittel
sind ebenfalls wirksam.
3. Es ist nicht nachgewiesen, dass der Verzehr von Hühnerfleisch bzw. Fleischprodukte zu
einer Übertragung der Krankheit führt. Falls auf Geflügelfleisch oder Ei nicht verzichtet wird,
sollten folgende Zubereitungsregeln
beachtet werden:
-Gericht nicht mit rohem oder weich gekochtem, sondern nur hart gekochtem Ei
zubereiten;
-Zubereitung von rohem Geflügelfleisch auf anderer Arbeitsplatte und mit anderem
Messer als für andere Gerichte;
-Zubereitung anderer Speisen erst nach gründlichem Händewaschen mit Seife
-Die Temperatur im Fleisch durch Braten oder Kochen muss mindestens 70°C
erreichen (kein rosafarbenes Fleisch!);
-Nach Zubereitung des rohen Fleisches gründliches Händewaschen, Reinigen des
Messers und der Arbeitsoberfläche mit Wasser und Spülmittel;
-Tieffrieren tötet das Virus nicht ab.
-Da die Eierschalen mit Fäkalien kontaminert sein können, ist Vorsicht geboten, die Eiergründlich waschen.
Spezifische Verhaltensempfehlungen und Maßnahmen
Die Epidemiologie der Influenza des vergangenen Jahrhunderts und die Entwicklung derAviären Influenza der vergangenen zwei Jahre legen zwei Vermutungen nahe: 1) Das nächste pandemische Influenza Virus entwickelt sich aus oder enthält Teile desgegenwärtigen aviären Influenzavirus H5N12) Die nächste Pandemie nimmt ihren Ursprung in (Südost-) Asien Die Ansteckungsfähigkeit von Influenza-infizierten Personen beginnt bereits vor demAuftreten der ersten Symptome (s.o.). Treten in der Anfangsphase einer PandemieInfluenzaerkrankungen noch einzeln oder in begrenzten Ausbrüchen auf, sindAbsonderungsmaßnahmen von Kranken oder Ansteckungsverdächtigen daher noch sinnvoll.
Ist die Pandemie voll im Gange, stehen die medikamentöse Behandlung der Kranken bzw. dieProphylaxe der Kontaktpersonen und die Reduzierung der zwischenmenschlichen Kontakteauf das Notwendigste an allererster Stelle.
Expositionsschutz (Vorbeugung gegen Weiterverbreitung der Influenza)
Folgende Vorbeugemaßnahmen sollten während eines Grippeausbruchs beachtet werden: -kein Händegeben, Anhusten oder Anniesen-Vermeidung von körperlichem Kontakt-Verwendung und sichere Entsorgung von Einmaltaschentüchern-häufiges Lüften der Räume-gründliches Händewaschen nach Personenkontakten-Meiden von Menschenansammlungen in öffentlichen Verkehrsmitteln, Märkten,Kaufhäusern, Restaurants, Kinos, Diskotheken -kein enger Kontakt zu möglicherweise erkrankten Personen;-(Selbst-)Absonderung von Influenza-Kranken oder Krankheitsverdächtigen zu Hause;-eventuell Tragen eines Mund- Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit (s.u.);-Um Menschenansammlungen so weit wie möglich zu vermeiden, wird es u.a. notwendigsein, frühzeitig einen ausreichenden Vorrat an Lebensmitteln und Dingen des täglichenLebens anzulegen.
-Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes; Spezielle Atemschutzmasken sind Bestandteil der Schutzkleidung bei der Versorgung vonKranken, die an hoch ansteckenden Infektionskrankheiten leiden. Atemschutzmaskenverlieren ihre Filterwirkung, wenn sie feucht werden oder mit Partikeln verstopfen. Siemüssen dann gewechselt werden (nach ca. 2 - 3 Stunden). Das Tragen eines einfachen Mund-Nasen-Schutzes kann möglicherweise einen gewissen individuellen Schutz bieten. Ob imFalle einer Pandemie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit, wiewährend der SARS - Epidemie zu sehen, das Infektionsrisiko senkt, ist gegenwärtig unklar.
Eine solche Maßnahme darf nicht zu einem falschen Sicherheitsgefühl und damit zurVernachlässigung anderer wichtiger Verhaltensregeln (s.o.) verleiten. Dünne Papiermaskensind nach ca. 20 Minuten durchfeuchtet und verlieren ihre Wirksamkeit. An ihre sichereEntsorgung muss gedacht werden.
Versand von Probenmaterial
Grundsätzlich sollte Probenmaterial von Kranken zum sicheren Nachweis einer Erkrankungan Influenza/Aviärer Influenza vor Ort untersucht werden. Bei fehlenderUntersuchungsmöglichkeitkann der Versand von Probenmaterial (Rachenabstriche, Nasenabstriche,Nasenspülflüssigkeit, Serum) an das Referenzlabor in Berlin erwogen werden. DieProbenentnahmewird vom Vertrauensarzt / von der Vertrauensärztin durchgeführt. Der Versandmuss entsprechend den Richtlinien des Robert Koch Instituts (RKI) durchgeführt werden.
Hospitalisierung vor Ort
Während einer Pandemie muss mit einer vollkommenen Überlastung derGesundheitseinrichtungengerechnet werden. Es ist daher sinnvoll, den Kranken so langeirgendwiemöglich zu Hause zu behandeln. Dies gilt umso mehr, wenn der medizinischeVersorgungsstandard in dem jeweiligen Land nicht dem europäischen entspricht und man nureine fragliche Verbesserung der Behandlung im Krankenhaus erwarten kann. DieEntscheidung hierzu muss jedoch der behandelnde Arzt treffen.
Repatriierung aus medizinischen Gründen
Die Repatriierung eines an Influenza erkrankten deutschen Staatsangehörigen kann nurstattfinden, wenn dies seuchenhygienisch vertretbar ist. Die Heimschaffung aus einem Landmit Influenza kann nicht wünschenswert sein, wenn in Deutschland die Influenza noch nichtausgebrochen ist. Es muss daher die Genehmigung der zuständigen deutschenGesundheitsbehörde vorliegen. Der Transport muss entsprechend den Richtlinien des RKIdurchgeführt werden.
Empfehlungen und Maßnahmen für deutsche Auslandsgemeinden
Deutsche Firmen und Deutsche, die privat im Ausland sind, müssen über ihren Schutz selber
und so bald wie möglich
entscheiden. Wichtig erscheint die Entscheidung der
Betroffenen bzw. ihrer betriebsärztlichen Dienste zur jeweiligen Ausstattung mit Material
und Medikamenten (s. u. , letzter Absatz).
Tritt eine Pandemie näher so empfiehlt entsprechend der aktuellen epidemiologischen Lage
der Krisenstab der Auslandsvertretung in Zusammenarbeit mit Vertretern der deutschen
Gemeinde und deutscher Wirtschaftsunternehmen Verhaltensmaßregeln. Grundlagen bilden
hierfür die Empfehlungen des Gesundheitsdienstes, des Robert Koch-Institutes und der
WHO. Die Vorgaben der örtlichen Gesundheitsbehörden sind dabei zu berücksichtigen.Eine
Ausreiseempfehlung für (gesunde) deutsche Staatsangehörige wird von der
Auslandsvertretung nur in Absprache mit dem Krisenstab des Krisenreaktionszentrums
ausgesprochen.
Der Krisenstab der Auslandsvertretung berät dann auch den Träger der deutschen
Auslandsschulen bezüglich Einschränkung der Unterrichtstätigkeit. Zur Verminderung der
Ansteckungsgefahr sollte die Möglichkeit von Fernunterricht (z.B. durch Internet) oder die
Vorverlegung von Ferien in Betracht gezogen werden. Als Entscheidungshilfen können die
Paragraphen 28 bis 30 des Infektionsschutzgesetzes dienen. Analoge Empfehlungen ergehen
in Abstimmung mit der Auslandsvertretung an die Zentralen
und Zweigstellen entsendender deutscher Einrichtungen.
Wichtiger Hinweis für die Deutsche Kolonie:
Jeder / Jede Privatperson muss sich fragen, ob und welche der praktischen Empfehlungen zur
Vorsorge er / sie jetzt schon umsetzt. Das gilt insbesondere für längere Auslandsaufenthalte.
Sinnvoll kann es sein, sich wie folgt auszustatten:
1. Me
dikamente:
Tamiflu
(Tbl) 1 Pkg. zur Therapie (Tamiflu ist als Therapie für Kinder unter einem Jahr
sowie als Prophylaxe für Kinder unter 13 Jahren nicht geeignet.
Antibiotika (z.B. Moxifloxacin 400mg für Erwachsene und Azithromycin Suspension
200mg/5ml für Kinder).
Paracetamol 500 mg Tabletten oder Saft für Kinder
2. Mat
erial:
Schutzkittel, Desinfektionsmittel für Hände, Scheuerdesinfektionsmittel, ChirurgischeMasken, Masken (FFP3 ohne Ventil), Überziehschuhe, Latexhandschuhe unsteril, Schutzmantel Fliesstoff, Kopfhauben, Influenza-Quick A-/ B-Test.

Source: http://www.indonesia-forum.de/medien/Regionalarzt_informiert_Update_13.7.2005.pdf

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