BUNDESGERICHTSHOF IM NAMEN DES VOLKES
Böhringer-Mangold Justizamtsinspektorin als
Zur Frage der Beweislastumkehr aufgrund eines groben ärztlichen Behand-
lungsfehlers für den selbständigen Ausgleichsanspruch eines Gesamtschuld-
BGH, Urteil vom 6. Oktober 2009 - VI ZR 24/09 - OLG Braunschweig
Der VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat auf die mündliche Verhandlung
vom 6. Oktober 2009 durch den Vorsitzenden Richter Galke, die Richter Zoll
und Wellner sowie die Richterin Diederichsen und den Richter Pauge
Die Revision gegen das Urteil des 1. Zivilsenats des Oberlandes-
gerichts Braunschweig vom 18. Dezember 2008 wird auf Kosten
Die Klägerin, bei der der Gynäkologe Dr. B. haftpflichtversichert ist,
macht aus übergegangenem Recht gegenüber dem Beklagten als Insolvenz-
verwalter über das Vermögen der Belegklinik Dr. Bo. GmbH den gesamtschuld-
Am 8. August 1997 wurde die Schwangere N. A. von Dr. B. in die ge-
burtshilfliche Abteilung der Belegklinik der Insolvenzschuldnerin wegen prätibia-
ler Ödeme eingewiesen. Am 9. August 1997 gegen 4.00 Uhr morgens hatte N.
A. einen Blasensprung. Gegen 9.15 Uhr legte die Hebamme E. einen Wehen-
tropf an und kontrollierte die kindliche Herzfrequenz mittels eines CTG. Da die
Herzfrequenz schon kurz nach Beginn der Aufzeichnungen bei 200 s/min. lag,
verabreichte die Hebamme gegen 9.45 Uhr der Schwangeren Isoptin. Daraufhin
sank die Frequenz auf 165 s/min. bis kurz vor 10.00 Uhr und bis 11.00 Uhr auf
etwas unter 160 s/min. Dr. B. untersuchte die Schwangere gegen 11.00 Uhr.
Dabei sah er die CTG-Kurve nicht ein. Ohne weitere medizinische Maßnahmen
zu veranlassen, verließ er die Klinik. Um die Mittagszeit begann N. A. aus der
Scheide zu bluten. Da die Herztöne des Kindes gegen 13.15 Uhr auf 70 s/min.
absanken, rief die Hebamme E. um 14.15 Uhr Dr. B. an, der um 14.20 Uhr eine
sofortige Kaiserschnittentbindung anordnete. Um 14.25 Uhr verständigte E. den
Anästhesisten N., der gegen 15.00 Uhr im Krankenhaus eintraf. Die Narkose
zur Durchführung der Notsectio wurde um 15.20 Uhr eingeleitet. Um 15.24 Uhr
erfolgte die Geburt des Mädchens H. A., das als Folge einer geburtsassoziier-
ten hypoxisch-ischämischen Hirnschädigung unter einem schweren psycho-
neurologischen Restschadensyndrom leidet. Es besteht ein fokales cerebrales
Anfallsleiden. H. A. kann weder allein essen noch trinken und muss über eine
Sonde ernährt werden. Die Mutter N. A. musste wegen einer Uterusruptur und
der Folgen einer vorzeitigen Plazentaablösung in die Frauenklinik in W. verlegt
werden, wo die Gebärmutter entfernt werden musste.
Die Insolvenzschuldnerin hatte im Rahmen des Belegarztvertrages mit
Dr. N. vereinbart, dass er wegen der räumlichen Entfernung zu seinem Wohnort
während der Bereitschaftszeit innerhalb von 45 Minuten nach Alarmierung in
der Klinik eintreffen müsse. Dr. B. kannte die Vereinbarung. Er erklärte sich am
23. Januar 1995 trotzdem damit einverstanden, dass Dr. N. als Facharzt für
Anästhesie die gesamte operative und postoperative anästhesiologische
Betreuung seiner Patienten in der Belegklinik der Insolvenzschuldnerin auf
N. A. und H. A. haben Dr. B. und die Insolvenzschuldnerin auf materiel-
len Schadensersatz und Zahlung eines Schmerzensgeldes in Anspruch ge-
nommen (Az.: 4 O 2113/00 Landgericht Braunschweig). Die Klage gegen die
Insolvenzschuldnerin hat das Landgericht durch rechtskräftig gewordenes Teil-
urteil vom 5. Juli 2001 abgewiesen. Danach ist die Insolvenzschuldnerin nach
Streitverkündung dem Rechtsstreit gegen Dr. B. beigetreten. Mit Grundurteil
vom 13. Juni 2002 hat das Landgericht die Klage gegen Dr. B. dem Grunde
nach für gerechtfertigt erklärt. Das Oberlandesgericht Braunschweig hat mit
Urteil vom 16. Januar 2003 (Az.: 1 U 70/02) die Berufung gegen die Verurtei-
lung zur Zahlung von Schmerzensgeld an H. A. zurückgewiesen und festge-
stellt, dass Dr. B. verpflichtet ist, ihr sämtliche künftigen materiellen und imma-
teriellen Schäden zu ersetzen, soweit sie nicht auf Sozialversicherungsträger
oder andere Dritte übergegangen sind oder übergehen. Am 24. Mai 2005 haben
die Parteien einen Vergleich gemäß § 278 Abs. 6 ZPO abgeschlossen, auf-
grund dessen Dr. B. u. a. ein Schmerzensgeld von 500.000 € an H. A. zu zah-
Im Streitfall hat das Landgericht der Klage auf Ausgleich der von der
Klägerin erbrachten Zahlungen teilweise stattgegeben. Auf die Berufung des
Beklagten hat das Oberlandesgericht das Urteil des Landgerichts teilweise ab-
geändert und die Klage insgesamt abgewiesen. Die Anschlussberufung, mit der
die Klägerin Ersatz von Rechtsverfolgungskosten begehrt hat, hat es zurück-
gewiesen. Mit der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision verfolgt die
Das Berufungsgericht verneint einen Anspruch auf Gesamtschuldner-
ausgleich für die Klägerin, weil nicht erwiesen sei, dass das späte Eintreffen
des Anästhesisten Dr. N. in der Belegklinik der Insolvenzschuldnerin schadens-
ursächlich geworden sei. Der Senat neige zwar dazu, einen groben Organisati-
onsfehler der Insolvenzschuldnerin anzunehmen. Nach dem medizinischen
Standard sei nämlich bei einer Notsectio die Einhaltung einer Zeit von 20 bis 30
Minuten zwischen der Entscheidung zur sectio bis zur Entbindung
(E-E-Zeit) erforderlich. Bei der vereinbarten Anreisezeit von maximal 45 Minu-
ten für den Anästhesisten werde dieser Zeitraum nicht eingehalten. Beweiser-
leichterungen wegen eines groben Behandlungsfehlers fänden für den An-
spruch auf selbständigen Gesamtschuldnerausgleich nach § 426 Abs. 1 BGB
zwischen grob fehlerhaft handelnden Personen oder Einrichtungen jedoch keine
Anwendung. Die Figur des groben Behandlungsfehlers sei entwickelt worden,
um zur Waffengleichheit zwischen Patient und Arzt im Arzthaftungsprozess bei-
zutragen. Sie sei keine Sanktion für ärztliches Behandlungsverschulden, son-
dern diene der Ausgleichung der durch den groben Behandlungsfehler zu Las-
ten des Patienten verschlechterten Beweissituation. Im Streitfall komme hinzu,
dass der Versicherungsnehmer der Klägerin, Dr. B., aufgrund der groben Feh-
lerhaftigkeit der Behandlung und der Unterlassung der möglichen weitergehen-
den Befunderhebungen und Dokumentationen die Beweissituation zur Frage
der Schadenskausalität und für die Abgrenzung etwaiger Verursachungsbeiträ-
ge verschlechtert habe. Es spreche viel dafür, dass bei der Abwägung der beid-
seitigen Verschuldens- und Verursachungsanteile (§ 254 BGB) die Mitverant-
wortung der Insolvenzschuldnerin hinter dem überwiegenden Verschulden des
Dr. B. zurücktrete. Dr. B. habe die Gebärende trotz erkennbarer schwerster
Komplikationen letztlich sich selbst überlassen. Ein schwerer Behandlungsfeh-
ler sei schon darin zu sehen, dass Dr. B. aufgrund der Nachlässigkeit bei der
Visite die absolut kontraindizierte Gabe von Isoptin durch die Hebamme nicht
bemerkt habe. Zusätzlich zu den bereits festgestellten Fehlern sei auch noch zu
berücksichtigen, dass der Schwangeren am Vortag bei der Aufnahme
kontraindikativ das Medikament Lasix verabreicht worden sei.
Soweit die Klägerin ihren Anspruch nach § 426 Abs. 2 BGB i.V.m. § 67
VVG a.F. auf den übergegangenen Anspruch der Geschädigten gegen die In-
solvenzschuldnerin stütze, müsse sie die rechtskräftige Abweisung der Klage
durch Teilurteil des Landgerichts B. vom 5. Juli 2001 - 4 O 2113/00 - gegen sich
gelten lassen. Das Klagebegehren und der zugrunde liegende Lebenssachver-
halt seien identisch mit dem des rechtskräftig entschiedenen Vorprozesses.
Zur Klärung der Frage, ob der Grundsatz der Beweiserleichterung auf-
grund eines groben ärztlichen Behandlungsfehlers auch auf den selbständigen
Anspruch auf Gesamtschuldnerausgleich (§ 426 Abs. 1 BGB) zugunsten eines
Behandlers Anwendung findet, der einen der Behandlungsseite zuzuordnenden
Mitschädiger in Anspruch nimmt, hat das Berufungsgericht die Revision zuge-
Die Revision der Klägerin bleibt erfolglos.
1. Für den ausgleichsberechtigten Gesamtschuldner sind in der Regel
drei Anspruchsgrundlagen in Betracht zu ziehen, zum einen der Regressan-
spruch aus § 426 Abs. 1 Satz 1 BGB, der gleichzeitig mit der Gesamtschuld
entsteht, zum andern der zur Bestärkung des Regressrechts des Ausgleichsbe-
rechtigten kraft Gesetzes übergehende Anspruch des Gläubigers gegen die
anderen Gesamtschuldner nach § 426 Abs. 2 BGB und des Weiteren außerhalb
der Gesamtschuld stehende vertragliche oder gesetzliche Ansprüche z.B. aus
Geschäftsführung ohne Auftrag oder Bereicherung zwischen dem ausgleichs-
berechtigten und den anderen Gesamtschuldnern. Diese Ansprüche können in
Anspruchskonkurrenz zu § 426 Abs. 1 BGB und dem gemäß § 426 Abs. 2 BGB
übergegangenen Anspruch eine dritte Anspruchsgrundlage bilden, ihnen kommt
vor allem die Wirkung zu, das Maß der offenen Regel des § 426 Abs. 1 Satz 1
BGB abweichend von der kopfteiligen Haftung zu bestimmen (vgl. BGH, Urteil
vom 15. Januar 1988 - V ZR 183/86 - NJW 1988, 1375, 1376; Erman/Ehmann,
BGB, 12. Aufl., § 426 Rn. 14 und 32). Der gemäß § 426 Abs. 2 BGB überge-
gangene Anspruch und der selbständige Regressanspruch aus § 426 Abs. 1
BGB wie auch der unter Umständen hinzutretende dritte Anspruch aus eigenem
Recht sind selbständige Ansprüche, die auf unterschiedlichen Rechtsgründen
beruhen, verschiedene Voraussetzungen haben und in Anspruchskonkurrenz
zueinander stehen (vgl. BGHZ 59, 97, 102 f.). Unabhängig davon können sich
die konkurrierenden Regressansprüche gegenseitig beeinflussen. So wird zwar
in der Regel der Anspruch aus § 426 Abs. 1 BGB von den Einreden und Ein-
wendungen gegen den übergegangenen Anspruch nicht berührt (vgl. BGH, Ur-
teil vom 9. Juli 2009 - VII ZR 109/08 - WM 2009, 1854 Rn. 10 ff. zur Einrede der
Verjährung; Erman/Ehmann, aaO, Rn. 33; Soergel/Wolf, BGB, 13. Aufl., § 426
Rn. 53). Jedoch geht der Anspruch aus fremdem Recht nur insoweit über als
der Ausgleichsberechtigte gemäß § 426 Abs. 1 Satz 1 Regress verlangen kann,
womit die Höhe der Ansprüche aneinander angepasst wird.
a) Außerhalb der Gesamtschuld stehende vertragliche oder gesetzliche
Ansprüche gegen die Insolvenzschuldnerin werden von der Klägerin nicht gel-
tend gemacht und sind ersichtlich nicht gegeben.
b) Der Streitfall wirft auch nicht die Frage auf, ob die für den Patienten
geltenden Beweiserleichterungen bei Geltendmachung eines übergeleiteten
Anspruchs im Gesamtschuldnerausgleich nach § 426 Abs. 2 BGB Anwendung
finden (vgl. hierzu BGH, Urteil vom 14. Juli 2005 - III ZR 391/04 - VersR 2005,
1443 und BGHZ 163, 53 zur Beweislast bei der Haftung wegen eines voll be-
herrschbaren Risikos; OLG Hamm, GesR 2005, 70; OLG Stuttgart, Urteil vom
18. April 2006 - 1 U 127/04 - rechtskräftig durch Zurückweisung der Nichtzulas-
sungsbeschwerde durch den erkennenden Senat vom 10. Juli 2007 - VI ZR
94/06 und OLG Stuttgart, Urteil vom 19. Oktober 2004 - 1 U 87/03 - rechtskräf-
tig durch Zurückweisung der Nichtzulassungsbeschwerde durch den erkennen-
den Senat vom 31. Mai 2005 - VI ZR 300/04 -; Geiß/Greiner, Arzthaftpflicht-
recht, 6. Aufl., B V Rn. 256; Frahm/Nixdorf/Walter, Arzthaftungsrecht, 4. Aufl.,
Rn. 139; Schramm, Der Schutzbereich der Norm im Arzthaftungsrecht, Diss.
1992, S. 268 ff.; verneinend für den Fall der Überleitung eines Anspruchs we-
gen vorsätzlicher Körperverletzung gegen den das Opfer falsch behandelnden
Arzt OLG Köln, VersR 1989, 294 = AHRS 6551/14). Da die Klage der Geschä-
digten gegen die Insolvenzschuldnerin durch das rechtskräftige Teilurteil des
Landgerichts Braunschweig vom 5. Juli 2001 (Az.: 4 O 2113/00) abgewiesen
worden ist, kann die Klägerin wegen der Rechtskraftwirkung nach § 325 Abs. 1
ZPO einen übergeleiteten Anspruch gegen die Insolvenzschuldnerin nicht gel-
tend machen. Dies stellt die Revision nicht in Frage. Dagegen ist rechtlich auch
c) Hier ist nicht zu entscheiden, ob die für die Arzthaftung anerkannte
Umkehrung der Beweislast bei grobem Behandlungsfehler bei dem Gesamt-
schuldnerausgleich unter Entschädigern Platz greift. Unter den besonderen
Umständen des Streitfalls hat das Berufungsgericht im Ergebnis mit Recht auch
für den Ausgleichsanspruch nach § 426 Abs. 1 BGB die Beweislastumkehr zu
Gunsten der Klägerin für die Schadensursächlichkeit eines groben Organisati-
onsverschuldens der Insolvenzschuldnerin verneint. Die vom Berufungsgericht
offen gelassene Frage, ob die Organisation des Bereitschaftsdienstes des
Anästhesisten durch die Insolvenzschuldnerin grob fehlerhaft gewesen ist, be-
aa) Die beweisrechtlichen Konsequenzen aus einem grob fehlerhaften
Behandlungsgeschehen folgen nicht - wie die Revision insoweit in Überein-
stimmung mit dem Berufungsgericht fälschlich meint - aus dem Gebot der pro-
zessrechtlichen Waffengleichheit (vgl. BVerfGE 52, 131, 156). Sie knüpfen
vielmehr daran an, dass die nachträgliche Aufklärbarkeit des tatsächlichen Be-
handlungsgeschehens wegen des besonderen Gewichts des Behandlungsfeh-
lers und seiner Bedeutung für die Behandlung in einer Weise erschwert ist,
dass der Arzt nach Treu und Glauben - also aus Billigkeitsgründen - dem Pati-
enten den vollen Kausalitätsnachweis nicht zumuten kann. Die Beweislastum-
kehr soll einen Ausgleich dafür bieten, dass das Spektrum der für die Schädi-
gung in Betracht kommenden Ursachen gerade durch den Fehler besonders
verbreitert oder verschoben worden ist (ständige Rechtsprechung so etwa Se-
nat, BGHZ 72, 132, 136; 132, 47, 52; 159, 48, 55; Urteile vom 7. Juni 1983
- VI ZR 284/81 - VersR 1983, 983; vom 28. Juni 1988 - VI ZR 217/87 - VersR
1989, 80, 81; vom 4. Oktober 1994 - VI ZR 205/93 - VersR 1995, 46, 47; vom
16. April 1996 - VI ZR 190/95 - VersR 1996, 976, 979; und vom 11. Juni 1996
- VI ZR 172/95 - VersR 1996, 1148, 1150; Steffen in Festschrift für Brandner
1996 S. 327, 335 f.). Unter dem Gesichtspunkt der gleichmäßigen Beweislastri-
sikoverteilung kann ferner die Mitverursachung von Unklarheiten in der Ursa-
chenaufklärung durch den Patienten wegen der damit verbundenen Erschwe-
rung der Aufklärung des Behandlungsgeschehens sogar die Beweislastumkehr
wegen des groben Behandlungsfehlers ausschließen. Voraussetzung ist, dass
der Patient durch sein Verhalten eine selbständige Komponente für den Hei-
lungserfolg vereitelt und dadurch in gleicher Weise wie der grobe Behandlungs-
fehler des Arztes dazu beigetragen hat, dass der Verlauf des Behandlungsge-
schehens nicht mehr aufgeklärt werden kann (vgl. Senat, BGHZ 159, aaO; KG
VersR 1991, 928 mit Nichtannahmebeschluss des Senats vom 19. Februar
1991 - VI ZR 224/90; OLG Braunschweig, VersR 1998, 459 mit Nichtannahme-
beschluss des Senats vom 20. Januar 1998 - VI ZR 161/97). Bei der Frage der
Beweislastumkehr im Rechtsstreit über den Gesamtschuldnerausgleich sind im
Verhältnis zwischen mehreren Mitschädigern diese Gesichtspunkte in gleicher
bb) Nach diesen Grundsätzen kann der Klägerin eine Beweislastumkehr
nicht zugute kommen. Hätte nämlich Dr. B. die für ihn gebotenen Maßnahmen
durchgeführt, wäre die Verzögerung der sectio durch die lange Anreise des
Anästhesisten nicht ursächlich geworden. Dr. B. war die Vereinbarung zwischen
dem Anästhesisten Dr. N. und der Insolvenzschuldnerin bekannt, ihn traf vor-
derhand die persönliche Verantwortung für die Patientin N. A., die er in das
Krankenhaus eingewiesen hatte. Er hätte bei seiner Visite um 11.00 Uhr das
CTG einsehen müssen, dessen Inhalt ihm Veranlassung gegeben hätte, die
Hebamme zu den näheren Umständen zu befragen. Hierbei wäre ihm die feh-
lerhafte Verabreichung von Isoptin, die geeignet war, einen eventuell bedenkli-
chen Zustand des Kindes zu verschleiern, mitgeteilt worden. Keinesfalls durfte
Dr. B. die Gebärende trotz erkennbarer schwerster Komplikationen sich selbst
überlassen. Da unstreitig die technischen Voraussetzungen für eine Mikroblut-
untersuchung der Schwangeren in der Klinik der Streithelferin nicht gegeben
waren, hätte die Geburt durch eine Schnittentbindung sofort beendet werden
müssen. Dass eine Schnittentbindung zu diesem Zeitpunkt die hypoxische
Schädigung des Kindes selbst dann verhindert hätte, wenn die Zeit zwischen
der Entscheidung zur Entbindung bis zu deren Durchführung tatsächlich 64 Mi-
nuten gedauert hätte, wird auch von der Klägerin nicht in Zweifel gezogen.
Im Rechtsstreit der Geschädigten gegen den Versicherungsnehmer der
Klägerin hat das Oberlandesgericht Braunschweig deshalb im Urteil vom
16. Januar 2003 (Az.: 1 U 70/02) einen für die Schädigung der H. A. ursächli-
chen Behandlungsfehler des Dr. B. bejaht. Im Streitfall waren die Akten des
Rechtsstreits gegen Dr. B. Gegenstand der mündlichen Verhandlung, wobei die
Klägerin die der Verurteilung zugrunde liegenden Tatsachen nicht in Frage ge-
stellt hat. Der Versicherungsnehmer der Klägerin hat mithin die Notsectio erst
aufgrund seines pflichtwidrigen Verhaltens erforderlich gemacht, obwohl ihm
bekannt war, dass Dr. N. eine längere Wegezeit benötigen würde, um in das
Krankenhaus zu kommen. Es handelte sich keineswegs um einen plötzlich auf-
tretenden, nicht kalkulierbaren Notfall, vielmehr hat einen solchen Dr. B. durch
seine Nachlässigkeit erst herbeigeführt, so dass ihn der weit überwiegende
Verursachungsanteil an dem weiteren tragischen Verlauf der Geburt trifft, dem
gegenüber das Organisationsverschulden der Insolvenzschuldnerin nicht mehr
zum Tragen kommt. Eine rechtliche Verpflichtung des Beklagten, sich am Er-
satz des Schadens zu beteiligen, besteht danach schon deshalb nicht, weil ein
Gesamtschuldverhältnis nicht gegeben ist.
Damit erweist sich die Revision der Klägerin als unbegründet und ist mit
der Kostenfolge aus § 97 ZPO zurückzuweisen.
LG Braunschweig, Entscheidung vom 26.04.2007 - 4 O 3529/04 -
OLG Braunschweig, Entscheidung vom 18.12.2008 - 1 U 40/07 -
Originally published February 14 2008 Private Study Links Vaccinations to Neurological Disorders by Heidi Stevenson (NaturalNews) Studies financed by pharmaceutical corporations and government agencies - which are now largely under the control of big pharma - keep stating that there is no link between autism and vaccinations or thimerosal. As a previous News Target article, ( these studi
changes in advice that should be given to VERIFIABLE CPD PAPER The aim of this paper is to highlight a change in guidance relating to possible interactions between antibiotics and oral contraceptives. Until recently, dentists have been advised to warn women taking the combined oral contraceptive pill of the routine need to use additional contraceptive measures while taking courses of broad spe