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Tr a d i t i o n
R E P O R T ❚ T e x t i l f i r m a F l o m a x t r o t z t d e r W e l t k o n k u r r e n z
Die Textilhochburg Alb liegt am Boden. Aus den wirtschaftlichen Trümmern der Traditions- branche sprießen – entgegen dem Trend – in der Biosphäre wieder junge Pflänzchen.
WoeinWilleist,dafindetsichstetseinWeg. dieGächingerininihremAtelierklassischmitSchnei- Mit diesem herrlichen Optimismus beseelt, wagte sich Veronika Kraiser mit der Grün- Nach der ersten Kollektionsvorstellung 1996 auf der dung ihrer Textilfirma Flomax in Gächingen vor 15 Jah- Messe Biofach in Frankfurt kam das Projekt schnell in ren aufs holprige Parkett der Modebranche. Die Textil- Schwung. Vier Jahre später stieg Ehemann Volkert Krai- produktion am Traditionsstandort Schwäbische Alb lag ser als Betriebswirt mit an Bord, zeitgleich errichtete das darnieder. Die Blütezeit der Leinenweber war endgültig Unternehmerpaar ein Produktionsgebäude und die Räu- Geschichte und die zahlreichen Arbeitsplätze auf der me für den Fabrikverkauf – in natürlicher Holzbauweise Alb erfreuten nun die Menschen in der Türkei und in versteht sich. 100 Quadratmeter misst der freundliche, China. Grimms Tapferes Schneiderlein kämpfte gegen sonnendurchflutete Raum, wo Nähmaschinennadeln Riesen, die mutige Schneiderin Veronika Kraiser (im Bild flink durch den Stoff stochern und die Bügeleisen hitzig rechts) gegen Billiglohntrend. Allerdings nicht nach dem dampfen. Baumstammdicke Stoffballen in kräftigen Far- verwegenen Motto: „Sieben auf einem Streich“, sondern ben, wilde Blumenmuster auf endlosen Strickbahnen, vielmehr mit Feinsinn für Ästhetik, Nischen und Leit- ein Lachen hier, eine Unterhaltung dort. Stress? Akkord? zielen für ihr unternehmerisches Schaffen.
Fehlanzeige. „Wir leben eine familiäre Atmosphäre“, skiz- ziert die Schneiderin ihre Philosophie. Dabei fordert das Saisongeschäft im Frühjahr und Herbst von den Mitar- Wie haben damals selbst Freunde das Vorhaben belä- beiterinnen ein hohes Maß an Flexibilität. In Stoßzeiten chelt. Heute sind die markanten Kollektionen der 44- gibt es viel Arbeit an der neuen Kollektion, zwischen den Jährigen bei großen Edelversendern wie Deerberg gefragt.
Messen kehrt Ruhe ein. „Unsere Beschäftigten tragen das Kraiser hatte ihr Handwerk in einer Schneiderlehre mit“, zollt die Unternehmerin ihren Mitarbeiterinnen gründlich erlernt, danach baute sie ihr Können beim Stu- Anerkennung. Dafür können die Näherinnen sich ihren dium zur Entwurfs- und Schnittdirectrice aus. Die klei- Arbeitstag ebenfalls flexibel gestalten – die Kleinen vom ne aber feine Firma beschäftigt heute nicht weniger, aber bestimmt nie mehr als 20 Mitarbeiterinnen – so will es Lokal statt global – Kraiser hat die Fühler in die Bio- ihr Konzept. Die Firmenchefin will die Produkte mitle- sphäre ausgestreckt. Die Idee: Wolle von Schafen der ben, so wie ihre Kreationen alleine durch ihre Hand- Schwäbischen Alb zu verarbeiten. Im Stadtschäfer Stotz schrift aufleben – in einer von Textilgiganten dominier- aus Münsingen fand die Gächingerin einen Verbünde- ten. Er hatte den Glauben an die hochwertige Wolle der Flomax Naturmode ist ein zertifizierter Betrieb, der Albschafe nie verloren – trotz des Verfalls der Preise in Stoffe aus Naturfasern verarbeitet, die umweltschonend den 80-er Jahren und der übermächtigen Konkurrenz und sozialverträglich hergestellt werden. Wer nun an ein aus Neuseeland. Stotz konzentrierte sich bei der Züch- angestaubtes Bio-Image im kratzigen Wollpullover tung nie ausschließlich auf die Fleischqualität, er hatte denkt, hat weit gefehlt. Kräftige Farben, bunte Muster, die Wolle immer im Blick. Nun zahlt sich die Tradi- extravagante Farbstellungen und pfiffige Schnitte bilden tionsverbundenheit aus. „Albmerino“ heißt das Projekt, ein unverwechselbares Design. „Was ich trage, produ- das die beiden innovativen Betriebe jüngst mit Unter- ziere ich selbst“, liefert die Textilfachfrau die Erklärung stützung aus dem Förderprogramm Plenum angescho- für das hohe Produktniveau. Sie habe das Hobby zum ben haben. Flomax und Stotz machen das Fellkleid der Beruf gemacht und produziert das, was man in der Pra- Albschafe zur Marke und möchten so das verloren ge- xis lebt. Die Erfahrungen mit ihren beiden Kindern ein- gangene Wissen um die Wollverarbeitung zu neuem Le- gewoben, entwickelte Kraiser ein Oberbekleidungssorti- ben erwecken. Man darf gespannt sein auf die separate ment für die ganze Familie – von Babygröße bis XXL. Die Biosphärenkollektion in Braun- und Grautönen, eben- Designerin entwirft alles selbst. Masche für Masche gibt so wie auf immer neue, die Zeit überdauernde Alb-Pul- sie die Vorlagen für die aufwendigen Muster in den lover aus der Ideenschmiede in Gächingen. Wo ein Wil- Computer ein. Die Schnittschablonen allerdings fertigt le ist, da findet sich stets ein Weg.

Source: http://www.biosphaere-alb.com/wordpress/wp-content/uploads/2011/04/flomax_Sphaere_Verlag.pdf

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